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23.7.2007, 01:50
E-Mail – WWW
Chadim
Guten Abend zusammen!

Gerade habe ich den neuen Harry Potter durch und auch wenn es nicht ganz unser aller Lieblings-Fantasy-Welt betrifft, doch die Frage:

Wie ist eure Meinung zu dem Buch?

Für alle, die das Buch vielleicht noch lesen wollen sei zusätzlich angemerkt:

Spoiler zu dem neuen Harry Potter Band werden hier nicht explizit gekennzeichnet, daher vorsicht beim mitlesen!

Nun dann mal zu meinem Resume:
Insgesamt schreibt J.K. mal wieder relativ flüssig und gut lesbar, allerdings ist wie auch in den letzten Bänden natürlich der kindliche Charme der ersten Bände nicht mehr vorhanden. An mancher Stelle bedient sie sich dieses Mal einer etwas rüderen Sprache (andererseits nichts, was wir nicht bedenkenlos auch in den Mund nehmen würden…) als gerade in den frühen Teilen. Der Kinderbuchmarkt ist aber definitiv verlassen.
Sehr angenehm fand ich, daß sie sich der langsam überhand nehmenden Zahl von Nebenfiguren langsam entledigt hat, sei es auch, daß es erst im letzten Teil war. Andererseits zeigt sich hier imho auch ein gewisser Schwachpunkt des Romans: Bei manchen der Verlusten wurde zu wenig auf die Auswirkungen auf Harrys eingegangen. Beispielsweise habe ich nur zwei Stellen im Roman entdeckt, an denen Harry um Hedwig trauert und dort wird das auch nur in sehr geringem Umfang beschrieben.
Sehr gelungen fand ich im übrigen die Rehabilitierung Snapes und die Demontage des „Mythos Dumbledore“. Leider wurde dies ja gerade bei letzterem wieder extrem versucht zu relativieren, was imho stark auf die Beliebtheit Dumbledores bei den Fans zurückzuführen sein dürfte. Dennoch fände ich ihm nachhinein die Figur des kühlen Strategens und gezielten Planners Dumbledore interessanter, als der fast verzweifelte Versuch ihn wieder ins rechte Licht zu rücken. Die Reue-Szene hätte man sich also sparen können.
Sehr packend fand ich übrigens die Darstellung der „letzten Schlacht“ um Hogwarts sowie Harrys „letzter Gang“ (auch wenn er es ja dann doch nicht war). Dramatischer wäre Harrys Abgang bei letzterem aber durchaus gewesen, auch wenn die aktuelle Lösung ganz nett ist. Aber ich nehme mal wieder an, daß hier die Potter-Fans nicht enttäuscht werden sollten.
Weiterhin interessant ist imho die Figurenentwicklung des Neville Longbottem über alle sieben Romane, die im letzten Teil schließlich Abschluss nimmt, wie er durchaus in Ordnung ist.
Schließlich bleibt mir noch zu sagen woraus man mMn noch etwas mehr machen hätte können:
Aus der Liebesgeschichte zwischen Harry und Ginny, der zu wenig Platz gegeben wurde, sowie eine kleine Entwicklung des Teddy Lupin hätte gepasst…
(Args — der letzte Satz ist irgendwie ein grässliches Deutsch…)

So weit,
Anil
23.7.2007, 08:10
E-Mail – WWW
Purzel
Extreme Spoiler-Warnung

Ich bin froh, daß es in dem Buch nicht zu sehr darum ging, wie Harry ausführlich um die Toten trauert. Es gehört dazu, aber zuviel davon hätten dem Buch wieder zu viele langweilige Längen gegeben, wie sie auch schon „Der Orden des Phönix“ hatte.

Stattdessen war der Kern des Buchs die Action: düster, dreckig, schnell, ein Geheimnis oder eine Auflösung jagte das Nächste. Es ist erstaunlich, wie viele der aus sechs Büchern ausstehenden Fragen beantwortet wurden.

Die Darstellung der bösen Seite und vor allem der Reaktion der normalen Bevölkerung gibt mir Rätsel auf. Warum bricht keine Revolution auf breiter Front aus? Das hätte J.K. genauer beschreiben können.

Dumbledores allerletzter Trick, daß Harry glaubte, auch sein Mentor habe ihn verraten, halte ich für eine spannende Wendung in der Geschichte.
Die abschliessende Rehabilitierung Snapes war fast abzusehen, nicht aber, daß Dumbledore selbst so viele Leichen im Keller hatte (z.B. seine Familienprobleme und sein kaputtes Verhältnis zu Grindelwald).

Ein gutes Buch, besser als seine zwei Vorgänger, die mir zu viele Längen aufwiesen. Ich hatte viel Spaß beim Lesen und bin froh vorbestellt zu haben.
23.7.2007, 17:29
Adrian
Ich bin ziemlich enttäuscht vom Buch. Warum? Es ist wieder einmal Rowlings altes Problem: Informationsvergabe und eine von sich Beginn an entfaltende und steigernde Dramaturgie fehlen.
Man hat über die ganzen letzten Bände viel zu wenig über Hintergründe erfahren, im secchsten Band wurde versucht dies mit Erinnerungsepisoden zu umgehen, und ähnliches geschieht hier wieder. Die Horcrux-Jagd zieht sich zu lange hin, es gibt ständig Passagen wie „dann hingen sie wieder Wochen irgendwo rum“ und es passiert einfach nichts. Aber nein, es geht nicht mehr nur um Horcruxe, die im sechsten Band neu waren, jetzt kommen auch mit den Deathly Hallows noch andere Super-Artefakte hinzu. Mich hätten die Beziehungen zwischen den Figuren mehr interessiert als so eine Schnitzeljagd.
Richtig gut gefallen hat mir das Kapitel, als sie in Hogwarts zurück waren und McGonagalls Replik „Now go and do something constructive! Find Peeves!“ gegenüber Filch ist dafür aber ganz großartig.
Das Ende ist mir zu verkitscht — also den Epiolog hätte es so wirkliuch nicht gebracuht — und das mit dem ersten Horcrux zwanghaft ein „Herr-derRinge“-Motiv eingeführt wird finde ich auch nicht so toll. Dennoch war der Band besser als der Sechste, aber viele andere erreicht er nicht. Außerdem finde ich es merkwürdig, dass diese „Zweck-heiligt-Mittel“-Lösung der Harrys, also Unverzeihliche Flüche gegen Todesser anzuwenden, die im Falle Barty Crouch noch kritisert wurde, inzwischen fast unreflektiert möglich ist.
24.7.2007, 13:12
Harald
Ja, das mit den Unverzeihlichen Flüchen ist mir auch bitter aufgestoßen. Ob Frau Rowling an der Stelle einfach fertigwerden wollte?
25.7.2007, 20:04
Heshinyazia
43

Ich fand das Buch sehr gut, auch wenn es in schriftstellerischer Hinsicht nicht allen meinen Ansprüchen genügt.

Aber es hat mich gepackt, ich trauere bodenlos um Severus Snape (ich wußte es schon immer, dieser Mann kann ganz schlecht sein, er liebt ja). Der Horror der letzten Kapitel war grenzenlos und ennervierend.

Da gute Literatur vor allem diesem Anspruch genügen muss: mich an einen anderen Ort mitzunehmen und dort alles als wahrhaftig zu erleben, ist es ein gutes Buch, auch wenn die unlogischen kleinen Details schon beim ersten Lesen ins Auge stechen.

Mir ist letztlich in den Sinn gekommen, dass Frau Rowling vermutlich mit ihrer Story genau so anfing, wie wir als Meister, wenn wir ein Abenteuer leiten: Sie erzählte einfach eine Geschichte. Und dann wurde sie immer größer. Da sie aber als Buch festgehalten und nachlesbar ist, fallen Ungereimtheiten eben viel schneller auf.

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