1. Stimmungsvoll
<Mini-Rant>Als Anti-Intellektueller darf ich es ja sagen: Leute sollten immer für ihr Zielpublikum schreiben. Und wenn er das nicht tut, dann ist das Quatsch, unverständliches Gebrabbel. Das fällt mir immer besonders auf, wenn ich als Naturwissenschaftler auf Geisteswissenschaftler treffe, die sich nicht verständlich ausdrücken wollen oder können. Aber mir fällt das auch auf, wenn ich mir bei uns im Institut einen Vortrag im mathematischen Kolloquium anschaue und kein Wort verstehe. Schön fand ich einmal die einleitenden Worten: „Hier, bei den anwesenden Physikern, darf ich es ja sagen: Ich will ein Magnetfeld als Zwei-Form auffassen.“ Danach kam etwa 45 Minuten lang ein Vortrag über Magnetfelder. Da ich aber weder Physiker bin noch tiefere Ahnung von mathematischer Physik habe, bestand der Vortrag für mich aus 45 Minuten Langeweile und war wertlos. Geistiger Müll, Dünnschiss. Kommt schnell hinten raus und will man nicht haben. Ist aber natürlich auch einfacher, als etwas zu sagen/schreiben, was Nicht-Experten auch verstehen können. (Und wenn ich die Definition von intellektuell richtig verstanden habe, dann ist das jetzt ein intellektueller Beitrag von mir gewesen.)</Mini-Rant>Aber Gott sei Dank gibt es auch Leute, die als Übersetzer fungieren. Und siehe da, Norbert dampft den Stein des Anstoßes auf zwei Aussagen ein:
1. Der Leser kommt über den Plot in den Text.
2. Stimmung und Fluff sind wichtig, um beim Text zu bleiben.
Damit kann man doch was anfangen, oder? Aber ist das jetzt irgendwie neu, insbesondere wenn man das aufs Rollenspiel überträgt?
(PS: Über den Autor Gumbrecht gibts auf Telepolis einen interessanten Artikel.)
2. Seicht
Aber da Intellektuelle wie unser allseits geliebter S. viel verständnisvoller sind, bezeichnen sie (EDIT: genauer: er) das Bedürfnis nach leichtem Spiel als Todsünde. Aber wahrscheinlich habe ich das nur falsch verstanden.Ich persönlich finde den Blogeintrag von Frank sehr lesens- und bedenkenswert, insbesondere für „Hardcore-Gamer“, für Leute, die auch im realen Leben in der Spielwelt leben und auf Spieler herabsehen, die nicht so intensiv spielen (wollen) wie sie selbst. Auch ich muss mich da immer wieder bremsen … mit meinen halbwegs regelmäßigen Spielgruppen jedoch (DSA, 2xD&D) fällt mir das leicht, denn dort sind alle — außer vielleicht Purzel ;) — längst nicht so anspruchsvolle Spieler.
Manchmal wünsche ich mir, auch mal wieder in einer „Expertenrunde“ mit viel Intensität zu spielen (*in geschönten Erinnerungen schwelg*). Andererseits setzt auch in meinen „seichten“ Runden ein Flow ein, so dass man oft nicht merkt, wie die Stunden dahinfliegen und wir alle viel Spaß beim Spiel hatten.
3. Reparaturen
Georgios schreibt darüber und zwar explizit für Anfänger. Er möchte mögliche Quellen für Probleme in einer Rollenspielrunde nennen. Dazu teilt er das Spiel in drei Ebenen ein. In meinen eigenen Worten:a) Sozialer Vertrag / Gruppenvertrag
b) Der Spieltisch mit Rollenregister und W-Ebene
c) Der gemeinsame Vorstellungsraum / die Fiktion
Rollenspiel ist ein ständiges Wechselspiel dieser drei Ebenen. Ob jetzt a) oder c) im Mittelpunkt steht, haben wir ja erst letztens diskutiert; b) haben wir verständlicherweise ausgelassen. Dann betrachtet er noch einige Wechselwirkungen, die für Rollenspieltheoretiker nichts wirklich Neues sind, jedoch selten so klar und verständliche aufgeschrieben wurden.
Etwas unterbeleuchtet ist jetzt der eigentliche Reparaturgedanke: a) Wie kriegen wir raus, was falsch läuft und b) Wie kann man es dann reparieren? Georgios schlägt lediglich Experimentieren vor, oder habe ich was übersehen?
Einen Ansatz habe ich ja im Wolkenturm gemacht: Der Link verweist (mal wieder) auf den Fragebogen aus „Wie spielt man DSA richtig?“. Die dort gemachte Einteilung entspricht nur mit gutem Willen der hier vorgestellten Einteilung: In der Spielwelt fragt nach Inhalten der Fiktion, Der Spielercharakter ist (ein Teil) der W-Ebene, spielt aber auch in die Fiktion rein. Zuletzt vermischt Am Spieltisch die Punkte a) und b). Insgesamt muss man sagen, dass der Gruppenvertrag in dem Fragebogen direkt relativ unbeleuchtet bleibt. Indirekt kommt aber das Zusammenspiel der Leute durch die gegenseitige Beurteilung mit hinein.
So, drei Themen in einem, dazu noch ein Mini-Rant. Für eine Diskussion eigentlich ungünstig, jedoch wollte ich auf (mMn) alle drei wichtigen Themen der letzten Zeit eingehen. Diskussion ist zu allem erwünscht, nur zum Rant möchte ich Kommentare höchstens in einem anderen Thread haben (denn das hat nicht wirklich was mit den aktuellen Blogs zu tun und auch nicht mit Erzählspielen). Wer also zum Rant was sagen möchte, zitiere ihn bitte in einem Thread zu „Irdisches“. Ich selber bin mit dem Thema eigentlich fertig, werde aber ggf. auf Kommentare reagieren.
EDIT: Schlechtschreibung