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Ok, sind keine Blogs… aber wir wollen es mal nicht so genau nehmen ;)
So, worum gehts?
In beiden Diskussionen wird behauptet, den zentralen Kern des Rollenspiels identifiziert zu haben. Bevor ich mich jetzt den beiden Behauptungen zuwende, zunächst mal was „zentraler Kern“ überhaupt heißen soll. Damit ist gemeint, wozu die Regeln eines Rollenspiels überhaupt dienen sollen. Also, wenn ich behaupte, der zentrale Kern des Rollenspiels ist das Essen von Pizza, müssten sich Regeln fürs Rollenspiel grundsätzlich ums Pizza-Essen drehen. Ok, natürlich darf auch was anderes vorkommen (z.B. Würfeln oder Geschichten erzählen), aber im wesentlichen müsste es dann auf Regeln fürs Pizza essen rauslaufen.Vincent 'lumpley' Baker behauptet nun, der zentrale Kern des Rollenspiels sei die Einigung auf Fiktion. Ben Lehman dagegen sagt, es sei die soziale Interakion. Beide sind nicht wirklich unbekannt in der Szene: Baker ist Autor von Dogs in the Vineyard, Lehman Autor von Polaris. Beides coole Rollenspiele. Beide Autoren sind in Sachen Rollenspieltheorie und -design aktiv.
Was bedeuten nun Vincents Aussage?
Zunächst die Einigung auf die Fiktion. Ich denke diese Aussage ist irgendwie offensichtlich und einleuchtend. Darum gehts doch klarerweise, oder nicht? Wir treffen und zum Rollenspielen, damit Geschichten bzw. allgemeiner Fiktion entsteht. Und diese entsteht wähend des Rollenspiels in allen Köpfen gemeinsam, d.h. wir einigen uns irgendwie auf diese Fiktion. Und die Rollenspiel-Regeln helfen uns dabei.Beispiel gefällig? Nehmen wir die DSA-Attacke-Regel. Die dient dazu, um zu bestimmen, ob ein Charakter getroffen hat, d.h. wir einigen uns mit Hilfe der Würfel darauf, wie der Kampf weiter verläuft.
Anderes Beispiel: Abenteuerpunkte. Sie helfen uns dabei festzulegen, wie die Protagonisten aussehen. Wenn jemand ein paar APs bekommt ist klar, dass er damit seinen Charakter steigern darf, d.h. die APs helfen uns dabei, die Fähigkeiten der Helden festzulegen … Fiktion.
Aber dann hat doch Ben unrecht, oder?
Ja, jein, nein. Das ist es ja gerade. Ben sagt: Der Kern ist die soziale Interaktion, d.h. die Fiktion und auch die Einigung darauf ist gar nicht so wichtig. Tatsächlich geht es darum, mit seinen Freunden was zu machen, über Geschichte zu diskutieren, eine andere Person anzubaggern oder ihre eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Ok, meistens macht man zusammen Fiktion, schon klar. Aber eigentlich geht es nicht darum.Um Ben mal zu zitieren:
Zitat von Ben Lehman:
Let's look at role-playing as a social activity, with fiction as something that we do, sometimes, during that social activity.
Und da hat er auch irgendwie recht. Denn es kann ja gut sein, dass man qualitativ hochwertige Fiktion erschafft, das Spiel aber total Kacke war, weil einen die Mitspieler an diesem Abend angekotzt haben. Oder das der Rollenspiel-Abend richtig cool war, obwohl man nicht wirklich viel weiter gekommen ist.
Und jetzt liegt Vincent falsch, oder was?
Hm, ich bin mir da nicht so ganz sicher. Ich persönlich glaube, dass das gemeinsame Schaffen von Fiktion schon das Rollenspiel definiert. Ohne gemeinsame Fiktion kein Rollenspiel. Andererseits gibts auch Fiktion in irgendwelche Diskussionen: „Nun stell dir mal vor, was passiert wäre, wenn die Demonstranten gegen den G8-Gipfel es schaffen, in die Hochsicherheits-Zone vorzudringen.“Schön fand ich in diesem Zusammenhang den Beitrag von Mendel (#13 in der zweiten Diskussion):
Zitat von Mendel:
I consider the socialization and the fiction to be only loosely distinguishable. Or more accurately, as a continuum. So on one side you have fully social and on the other fully fictional, but nearly everything is a mix of those, with what people do while playing affecting both at once.
Jo, so isses. Allerdings ist dann irgendwie nicht mehr klar, was überhaupt Rollenspiel ist. Das würde dann auf eine Definition rauslaufen, wie: „Rollenspiel ist dann, wenn wir uns alle drauf einigen, dass wir Rollenspielen.“Ich denke, Rollenspiel ist klarerweise eine soziale Interaktion. Aber eine soziale Interaktion, bei der die Einigung auf Fiktion im Vordergrund steht. Ich persönlich ärgere mich nämlich immer, wenn der Abend zwar lustig war, wir aber irgendwie nicht in der Geschichte weitergekommen sind. Dann war der Abend kein Rollenspiel, sondern eine lustige Runde, die zwar Spaß hatte, aber meine Erwartungen nicht erfüllen konnte. Und mich selber hinsetzten und mir eine Geschichte ausdenken mag ich auch nicht gerne als Alternative. Die Einigung, die ist für mich wichtig.
Dom