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Erzählspiele: [Opus Anima] Teil 3 (Blog) {Opus Anima, SL-Teil, Regeln}
22.11.2008, 19:26
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Dom
Am Freitag, also gestern, habe ich die Lektüre des dritten Teils von Opus Anima beendet. Ich hatte schon über den ersten und den zweiten Teil geschrieben.

Ich muss ganz klar sagen: Der dritte Teil ist der Beste! Er ist grob nochmal in vier Abschnitte unterteilt: Ein SL-Teil zur Frage „Wie leitet man Opus Anima?“ ("Seelenwerk"), ein SL-Teil mit Gegnern und Strukturen der Gegenseite ("Feindesland"), ein Regelteil ("Grundregeln“, „Maataregeln“, „Genesis") und ein Teil mit Ausrüstungslisten und anderen Spielhilfen. Leider, leider ziehen sich hier die Aufbau-Probleme der ersten beiden Teile durch. So steht beispielsweise auf der allerersten Seite von Seelenwerk:

Zitat von Opus Anima:

Sie wissen nun, wie die Welt von Opus Anima aussieht, sich anfühlt und was alles passieren kann. Sie haben einen Blick auf die Regeln geworfen und gelernt, wie man Spielfiguren erschafft, Entscheidungen trifft und ein guter Schiedsrichter ist. Jetzt müssen Sie nur noch lernen, wie Sie das Spiel spielen.
Regeln gelernt? Spielfiguren erschafft? Nein! Das kommt erst ganz am Ende! Es wäre eigentlich gut, diese Dinge hier zu wissen, denn was folgt, ist ein sehr gutes Spielleiter-Kapitel. Und hier wird eigentlich vorausgesetzt, dass der SL weiß, was die Charaktere für Möglichkeiten haben. Man kommt aber als Leser trotzdem ganz gut mit dem Inhalt klar — und daran, dass ich bisher noch nicht erfahren habe, was ich überhaupt in dem Spiel darstelle, habe ich mich ja bereits gewöhnt. Überraschend findet man hier auch Hinweise, wie die verschiedenen Charaktere im Spiel dargestellt werden können. Warum das auch immer in einem SL-Kapitel ist… nagut, im Vorwort wird ja bereits darauf hingewiesen, dass die Lektüre auch für Spieler interessant ist.

Im Abschnitt „Feindesland“ gibt es das, was man als SL erwartet. Gegner werden beschrieben, es geht an die Organisationen, es gibt sogar Spielwerte; die Bedeutung wird ja dann bald auch erklärt werden. Was mich hier am meisten gestört hat, ist die Tatsache, dass ich nicht wirklich herausgefunden habe, wer oder was Ki'mer ist. Im Glossar steht auch nichts darüber, obwohl es sich doch um eine recht zentrale „Figur“ handelt. Ich glaube, es ist ein Lavathor. Oder doch was anderes? Im SL-Kapitel steht es jedenfalls nicht so genau drin. Vielleicht bin ich auch einfach nur zu doof dazu und habe im zweiten Teil zu ungenau gelesen (ich meine, da steht was von Lavathor).

Der letzte Teil (bevor die Tabellen kommen) beschäftigt sich mit den Regeln und den Maata-Fähigkeiten — endlich. Erst hier erfährt man, was man überhaupt spielt und was die Wege der Zeitlosen denn tatsächlich ausmacht. Und ich muss sagen: Schick! Coole Ideen, echter Crunch! Das hatte ich nicht erwartet. Ob sich das Kampfsystem als praktikabel erweist, kann nur ein Spieltest zeigen; mir erscheint es auf den ersten Blick durch die geheime Aufteilung der Werte als recht schwerfällig. Aber das kann natürlich auch täuschen (ich habe mit so geheim-aufteilen-Systemen bereits schlechte Erfahrungen mit Mortai Coil gemacht. Das muss aber ja nichts heißen!). Sehr schön finde ich übrigens die Idee, dass man einerseits den Makel mit der Zeit verliert und andererseits durch die Avatar-Regeln den Makel verstärken kann. So hat man als Spieler tatsächlich viele Möglichkeiten, seinen Charakter weiterzuentwickeln.

Zu guter Letzt gibt es einen Anhang mit Spielhilfen wie Karten, Ausrüstungstabellen und Glossar. Schöne Zusammenstellung, die wilder Blätterei im Buch entgegenwirkt.

Fazit des dritten Teils: Sehr gut. Besser, als ich erwartet habe. Insbesondere Seelenwerk ist ein echtes Goldstück, vor allem auch für Spieler! Die Spielregeln klingen bodenständig, die Kampfregeln müssen sich in der Praxis beweisen. Die Terminologie mit den Splittern ist etwas ungewohnt, verwirrend ist allerdings, dass manchmal Boni und Mali auf die Splitter und manchmal auf die Teilerfolge gegeben werden. Eines hätte gereicht und wäre klarer gewesen. Das Feindesland-Kapitel ist in meinen Augen der schwächste Teil, nicht wirklich wichtig, aber mit vielen Anregungen und auch ein paar Werten. Vor allem wird hier auch eine (zumindest eine kleine) Verbindung von verzerrter Welt und Dampftechnologie geschaffen, was mir ja noch gefehlt hat.

Gesamt-Fazit

Opus Anima hat mir beim Lesen viel Freude bereitet. Eine interessante Welt, eine coole Parallel-Welt, schöne Ideen für Charaktere und saugute Zeichnungen. Ich habe auf jeden Fall Lust, das Spiel mal auszuprobieren, bestimmt ergibt sich ja mal die Möglichkeit dazu!

Nicht so gelungen fand ich den Schriftsatz im zweiten Teil: zu überladen, zu anstrengend zu lesen. Schade waren die kleinen Fehlerchen, vor allem die ganzen unmotivierten Trennstriche in Wörtern, die eigentlich gar nicht getrennt waren. Wirklich gestört hat mich allerdings die Aufteilung des Buches: Ständig liest man von Dingen, die sich erst ganz weit hinten im Buch klären. Nun kann man natürlich sagen: Dann lies doch die Regeln vorher. Aber wenn ich die Regeln vorher lesen soll, wieso stehen sie dann nicht vorne? Oder warum gibt es dann keine Lese-Anleitung, so nach dem Motto: „Wir haben aus diesen und jenen Gründen das Buch nicht so geschrieben, dass man das von vorne nach hinten durchlesen kann. Daher schlagen wir vor, dass man als Neuling folgende Lese-Reihenfolge einhält: …“ Ich halte es für ausgesprochen wichtig, wenn man als Leser recht früh erfährt, was man überhaupt spielt!

Dazu kommen dann noch die Probleme, die ich immer wieder habe: Irgendwo wird mal was erwähnt, und dann soll ich das wissen. Bestes Beispiel ist Ki'mer, der nirgends so richtig beschrieben wird. Vor allem nicht im zweiten Teil, wo man über das Gebiet von Ki'mer erfährt aber überhaupt keine Ahnung hat, was das soll. Selbst die Suche im PDF nach dem Begriff Ki'mer gestaltet sich schwierig, weil ich nicht herausgefunden habe, wie man das Apostroph eintippen muss, so dass das Wort auch gefunden wird.

Insgesamt muss ich aber sagen: Cool gemacht! Auch wenn die Schwächen wohl frühestens in der zweiten Auflage ausgemerzt werden können (z.B. durch großzügiges Umsortieren des Textes), ist es für mich das deutsche Rollenspiel der letzten Jahre! Eindeutige Kaufempfehlung! Und wer es nicht glaubt, kann kostenlos(!) das PDF von der Opus-Anima-Homepage herunterladen und schonmal schauen!
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