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26.2.2010, 19:41
><
Ist zwar eher außerirdisch aber auch meinem gemütlichsten Heimatforum folgende Untat:

Tja, vor einigen Jahren habe ich einmal eine kleine Detektivgeschichte begonnen, die mitunter etwas seltsame Züge annimmt.
Leider bin ich nie soweit gekommen, sie fertig zu stellen.
Vor Kurzem habe ich in alten Sachen gestöbert und… naja, vielleicht gefällt sie ja sonst noch jemandem.
Das PhaNTom war übrigens so nett, mir die Verwendung seiner wunderschön passenden Zeichnung zu genehmigen.
Hier ist sie… sozusagen als Einleitung zum ersten Teil:

http://www.das-phantom.net/kultur/gervininstreet.jpg

Es war eine dieser Nächte, in denen die ausgestopfte Katze und eine Flasche abgestandener Syllarac die einzigen Freunde sind, die Du hast.
Draußen schüttete es, als erbräche Belzorash die unverdauten Reste der letzten fünf Menschheitsseuchen über jenes verdorbene Stückchen Boden, in dem ich meine Ruhe nicht hatte finden können. Faulige Winde rüttelten an klapprigen Läden, welche jene Löcher in der Wand verdeckten, die ich wider besseres Wissen und aus purer Einfallslosigkeit Fenster nannte.
Gedankenverloren kaute ich auf dem klammen Deckblatt meines Mohacca-Zigarillos herum. Das Rauchen hatte ich mir am späten Nachmittag abgewöhnt, nachdem ich mir darüber klar geworden war, dass dies recht gesundheitsgefährdend sein konnte — vor allem wenn man zu gut drei Vierteln mit geharzten Stoffbinden umwickelt war, trocken wie der Humor eines praiotischen Inquisitors mit Hämorriden und mindestens ebenso feuergefährlich.
Hinter den Läden begann es jetzt zu donnern und zu blitzen. Möglicherweise der durchaus verständliche Zorn Rondras. Dieses Wetter war bestimmt nicht dazu geeignet, gute Stimmung zu verbreiten. Gerade als ich einen weiteren Schluck aus der Pulle genommen hatte, schlug der Blitz in unmittelbarer Nähe ein und seine Helligkeit drang so problemlos durch die erwähnten Läden wie feiner Tulamidischer Stahl durch einen verlotterten Andergastschen Gambeson.
Beinahe gleichzeitig ertönte der Donner mit der urtümlichen Wut einer rasenden Hornechse.
Und dann, dann stand sie in dem Raum. Unvermittelt, übergangslos, wie selbstverständlich und schon immer da gewesen. Sie war eine dieser Frauen, deren Anblick einen zwang, sofort die Füße vom Schreibtisch zu nehmen, was ich auch tat. Und ja, sie war mit jeder verdammten Faser ihres schlanken Körpers, mit jedem Rechtfinger ihrer blutlos morbiden Alabasterhaut und jeder Strähne ihres nachtschwarzen Haares ein Vampir. Wäre ich ein Idiot gewesen, wäre mir das spätestens nach ihrem Lächeln zwischen dunkelroten Lippen klar geworden, als ich mir unvermittelt mit der Hand dort über den Hals strich, wo man früher einmal den nun ausgetrockneten Fluss des Blutes in der Schlagader fühlen konnte. Wäre ich ein Idiot gewesen, hätte sich diese reflexartige Geste aber wohl gar nicht eingestellt. Verdammt, wäre ich ein Idiot gewesen, dann wäre diese Dame wohl auch nicht zu mir gekommen. Und wahrscheinlich wäre das auch besser gewesen.
So jedenfalls stand sie vor mir und lächelte noch immer ihr Zwei-Liter-in-drei-Lidschlägen-Lächeln als sie niemand bestimmten fragte: „Gervin Taitos?“
Ein kurzer Blick auf die Katze, die beleidigt vor sich hinstaubte verriet mir, dass ich wohl derjenige sein würde, der heute die Konversation übernehmen musste. Also bemühte ich mich ebenfalls um ein Lächeln, was mit mumifizierten Gesichtszügen eine recht anspannende Tätigkeit ist und gab die Antwort, die man von mir erwartete: „Steht so an der Tür!“
26.2.2010, 20:03
Der Mönch
Juhuuu, es gibt ihn noch! :D Ich habe immer sehnsüchtig auf eine Forsetzung gewartet, ob es sie wohl diesmal geben wird?;)
26.2.2010, 20:32
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Klar, zumindest noch 4 Teile… Aber die kennst Du ja schon alle :-D

><, mal sehen
2.3.2010, 19:06
><
Ihr Lächeln blieb so bezaubernd wie eine Rasierklinge im Honigkuchen, als sie mir mit wohltemperierter Stimme um den Gefrierpunkt herum mitteilte: „Ich habe nichts gesehen.“ Da lag die Dame ziemlich richtig, denn das verräterische Schild hatte ich in der letzten Woche eigenhändig herunter geschraubt, da mir Aldana damit auf die Nerven gegangen war.
Aldana ist ein tolles Mädchen, eine hervorragende Sekretärin, ein echter Kumpel und von wirklich ansprechender, wenn auch eher transzendenter, Gestalt, doch sie hat eine ziemlich penetrante Art, wenn sie ihre Meinungen vertritt. Wenn Sie mich fragen, tut sie das öfter, als es sein muss, aber in diesem Fall hatte sie wohl Recht gehabt. Die Schriftzüge, so erklärte sie mir mit dünner, nicht ganz derischer Stimme würden die Kundschaft verschrecken.
Sie waren zugegeben ausdrucksstark. Zhayad hat ja immer etwas übersinnliches, aber diese Buchstaben wirkten so, als könnten sie jederzeit ihre Tentakeln ausfahren und das ein oder andere Körperteil vom Beobachter herunterreißen. Um genau zu sein, es sah so aus, als hätten sie das schon ein paar Mal durchgezogen. Ich stellte für mich fest, dass es nicht immer gut war, psychotischen Massenmördern mit künstlerischer Ader eine zweite Chance zu geben, gestand mir ein, dass Pinsel-Zoltan zwar ziemlich tot, aber für einen wandelnden Leichnam noch immer ordentlich wahnsinnig war, beschloss ihn nie wieder als Schildermaler zu beschäftigen und schraubte das Ding eben von der Wand. Tja, das war die Geschichte. Aber die war mir in dieser Nacht ein wenig lang zu erzählen. Gut, die Dame und ich hatten definitiv Zeit, aber ehrlich gesagt interessierte mich mehr, was dieses Paar Beine, für die ein Shadif gemordet und wohl eine Elfe die ihren oder zumindest ein Elefant seine Stoßzähne gegeben hätte, zu mir geführt hatte.
Ich beließ es daher bei einem: „Das war nur ein Idiom.“ Und sie antwortete angemessen wortkarg: „Das tut mir sehr leid für Sie.“
Die ersten Züge waren vielversprechend verlaufen und ich setzte die Eröffnungsroutine fort, indem ich ihr mit legerer Handbewegung einen Platz anbot, was sofort ein Nachziehen gewisser geharzter Textilien notwendig machte.
Von ihrem Platz aus hatte ich einen guten Blick auf sie und ihre anmutig überschlagenen Beine. Die Al Anfaner hatten viele Verbrechen begangen, die Mode der beidseitig bis in Schenkelhöhe geschlitzten Seidenkleider gehörte definitiv nicht dazu. Mein Starren muss ihr ein wenig unangenehm geworden sein, auch wenn es keineswegs mit lüsternen Gedanken verbunden war.
Ich kann Ihnen versichern, dass man nach gut drei Jahrhunderten in einem steinernen Sarkophag mit alberner Bemalung und noch alberneren Todesflüchen auf den Wänden so einiges, darunter auch sexuelles Verlangen, verliert. Und nein, das hat tatsächlich nichts mit dem regelmäßig auf meiner Ruhestätte verbrannten Ilmenblatt zu tun.
Ich betrachtete sie mehr wie ein Kunstkenner ein gelungenes Werk und das eben recht intensiv. Ob Augen ebenso wie Trauben durch Trocknung süßer werden, vermag ich nicht zu sagen. Besser werden sie auf keinen Fall.
Jedenfalls brach ein affektiertes Räuspern die Stille, die sich wie ein Samtmantel um uns geschmiegt hatte, nachdem das Gewitter sich mit ihrem Auftritt theatralisch ins nichts aufgelöst hatte – niemand sagt was gegen Vampire, aber wenn sie sich auf eins verstehen, dann darauf, richtig dick aufzutragen.

Also tat ich meine Pflicht. „Was führt Sie zu mir?“ fragte ich und verdammt, ich wollte es wirklich auch wissen. Sie seufzte wirklich herzzerreißend – mit so etwas mache ich keine Scherze – und führte den rechten Handrücken zu ihrer fahlen Stirn. „Herr Taitos, ich habe ein großes Problem.“
Sicher hatte sie das. Wer sich auf den Weg zu einer verfluchten Grabstätte machte, um eine zynische Mumie in einer heruntergekommenen Hütte um Hilfe zu bitten, der musste wirklich Probleme haben oder war nicht mehr ganz sauber im Oberstübchen, was man tatsächlich ebenfalls als problematisch ansehen könnte.
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