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Irdisches: Fernsehen
7.4.2014, 16:49
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Dom

Zitat von Rukus:

Bei der Sendung werden seit Jahren Rundfunkgebühren verheizt. Und wenn die internationalen Gäste sich daheim über die Peinlichkeit dieses „Urgesteins“ lustig machen, berührt mich das schon. Siehe der Fall Tom Hanks.

Außerdem ist es ein kleines Steinchen im Koloss ÖR, das bröckelt. Und so nährt es, wenngleich nicht in überbordendem Maße, meine Hoffnung, dass bei den ÖR und im Konzept selbiger (inkl. Staatsverträge etc.) ein Umdenken stattfinden könnte.

Nur um das klar zu stellen, ich will die ÖR nicht abgeschafft sehen, im Gegenteil. Ich befürworte sie, aber es muss sich einiges ändern. Die Tatsache, dass WD nur noch drei Folgen lang währt, ist ein erster kleiner Schritt.
Zu diesem Thema: Holgi hat das IMHO in der letzten „Not Safe for Work“ sehr schön gesagt. 1) Die ÖR sollten werbefrei sein. 2) Die Fernsehmacher sollen die Bereiche „Verbreitung“ und „Inhalt“ trennen, so dass „Fernsehen“ eines der Angebote der ÖR ist, „Mediatheken“ im Internet ein anderes, View-on-Demand, usw. Momentan wird wohl ÖR Fernsehen in D als Gesamtpaket begriffen, deswegen sind die Inhalte auch so schlecht, und die Verbreitung funktioniert auch nicht gut. Bei einer Trennung können sich die Inhalte-Profis auf die Inhalte konzentrieren, coole Serien, Reportagen, Filme usw. machen. Und die Verbreitungs-Fuzzies machen dann Programm, Technik, Live-Übertragungen und das andere Gedöns, was noch zur Verbreitung gehört.

Letztendlich hat der klassische Fernseh-Strom seine Stärke ganz klar bei Live-Formaten, vor allem bei Übertragungen von Ereignissen (politisch, sportlich, katastrophal). Als zweites sehe ich noch, dass das öffentliche Interesse kanalisiert wird und es Spaß macht, sich mit Freunden und Kollegen über die Inhalte zu unterhalten (z.B. bei Serien; das funktioniert aber natürlich nur bei Erstveröffentlichung). Alles andere dient vor allem zur Berieselung/Stomfüllung und ist eigentlich besser in View-on-Demand-Angeboten aufgehoben.
8.4.2014, 04:46
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Rukus
Das Thema ÖR ist vielschichtig. Wäre sogar ein interessantes Thema für ne Magisterarbeit gewesen, aber Medienwissenschaft gab es nur als Nebenfach.

Was mich derzeit ziemlich stört, ist die Tatsache, dass die Mediatheken nur eine begrenzte Haltbarkeit haben. Da wird immer mit Wettbewerbsvorteilen argumentiert, aber andererseits zahlt der gemeine Bundesbürger für diese Inhalte, im Gegensatz zu den Inhalten der Privaten. Im Grunde sollten die froh sein, dass jemand anderes Nachrichtenmeldungen online speichert und verwaltet. Wenn ich bedenke, dass der Großteil der Beiträge aus dem Bereich Reportage oder Dokumentation, die mich interessieren, von den ÖR stammen …
8.4.2014, 17:44
Elwin
Ich hatte mal eine fixe Idee, die ich zwar noch nicht 100%ig durchdacht habe, aber mir gefiel der Grundtenor.

Warum nicht in zwei Schritten
1.) die öff-rechtlichen Sender privatisieren und
2.) die GEZ zu einer Mittel-Vergabestelle umwandeln?

Alle Sender, alle Medienarchive usw. können dann Anträge einreichen, um von der GEZ Sendungen, Serien- und Filmproduktionen bezuschusst zu bekommen. Die Vergabe der Steuermittel ist an konkrete Richtlinien gekoppelt, und es gibt mehrere Töpfe: für Nachrichtensendungen, politische Magazine, Reportagen und Dokumentationen, für selbstproduzierte Filme und Serien usw.

Das Problem ist natürlich, dass dann ein von der Politik bestimmtes Gremium entscheidet, wer Fördermittel erhält und wer nicht — aber andererseits kann jeder Sender entscheiden, sich auch nicht sponsorn zu lassen, sondern auf Werbekunden usw. zu setzen.

Ich habe mich ein bisschen inspirieren lassen vom Bahn-Regionalverkehr in Niedersachsen. Dort werden auch Strecken ausgeschrieben, die Gesellschaften bewerben sich — und hinterher mieten sie dann auch sogar die Züge und Triebwagen vom Amt. D.h. dort ist das finanzielle Risiko überschaubarer, weil man den Fuhrpark nicht vorhalten muss, sondern gestellt bekommt (und je nachdem, wer den Auftrag bekommt, werden die Triebwagen dann in rot, blau, weiß-gelb oder wie auch immer lackiert).
9.4.2014, 01:42
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Rukus
Der Vorteil der ÖR ist, dass sie nicht abhängig von Werbung sind, und so eben auch leichter ausgefallenere Formate realisieren können. So ein Gremium, egal wie zusammen gesetzt, wird schwerlich „lobbyfrei“ sein.

Jedwede Privatisierung und somit realwirtschaftliche Konkurrenzsituation wird irgendwann zum Bumerang. Kein Markt reguliert sich selbst. Bisher sind alle Privatisierungen, die mir in den Sinn kommen, den Bürger letztendlich teurer gekommen. Straßen, Brücken und Tunnel, oder als wohl prominentestes Beispiel — Wasser.
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