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26.5.2008, 23:01
Elwin
Vergangenen Sonntag hat sich unsere Jahr-des-Feuers Gruppe wieder getroffen — zum ersten Mal nach Beendigung der Kampagne. Wir haben in der Zwischenzeit eine neue Runde vereinbart, lauter Erststüfler. Ich wechsle auf den Spielersessel (bzw. wir haben wechselnde Spielleiter vereinbart). Nach dreieinhalb Jahren gab es jetzt einen anderen Meister, andere Helden und ein ganz anderes Gefühl.

Die Gruppe besteht aus:
- Madalano, einem sehr schmalen Mann mit guten Manieren, der sich als Helfer der Puniner Magier vorstellt. Er besorge Bücher, Alchymika und andere Forschungsgegenstände für die Akademie. (Seine Profession habe ich bisher noch nicht erraten können, er ist aber wohl Magiedilletant oder versteckter Halbzauberer mit der Kenntnis der Zauberzeichen.)
- Perila, eine in Mendena geborene und in Gareth aufgewachsene junge Frau von einem recht … äh… simplen Gemüt und burschikoser Art (wäre sie ein Mann, würde man es wohl eher ruppig nennen). (Streunerin, Variante Zuhälter/Schlagetot für die Tobrier-Bande.)
- Adeptus Kasim aus Khunchom, ein junger Magier der Objektzauberei, etwas rundlich und mit Haaren, die kein Hut, keine Haube zu bändigen vermag. (Magier Khunchom.)
- Valpo, ein wackerer Landsmann von einfacher, aber aufrechter Art, der andauernd mit seinem Hund spricht wie mit einem Menschen. (Gardist/Straßenwächter. Die Warstein-Veteranen dürften ihn vom Flag-Framing-Workshop kennen.)

sowie einem Helden, der noch keinen Auftritt hatte (ein Spieler hatte abgesagt).

Wir spielen Kathrins Abenteuer aus Ehrenhändel, d.h. es geht gleich nach Gareth. Weiter mit Spoilern:

Meisterinformationen: (anzeigen)

Zum Kennenlernen trafen wir bei schlechten Wetter in einer Herberge zusammen ein, bzw. der Magier und sein Begleiter, ein Schuster aus Gareth, kamen erst am nächsten Morgen, da ihre Postkutsche einen Unfall hatte.
Wir kamen miteinander ins Gespräch und setzten den Weg gemeinsam fort. Irgendwann trafen wir auf einen im Schlamm stecken gebliebenen Wagen, dessen Kutscher von einem Baum erschlagen worden war. Nur seine Tochter war noch am Leben, keine Frage, dass wir ihn helfen. Nur unsere Bemühungen blieben sprichwörtlich im Schlamm stecken, die erschöpften Pferde wollten nicht mehr recht ziehen und zum Herausschieben waren auch nur Valpo und Perila kräftig genug.
Da kam Kasim auf eine blendende Idee und wirkte ohne große Vorankündigung (wir alle fanden, dass „Achtung, ich probier mal was“ nicht zählte!) einen NIHILOGRAVO, was den Wagen bald zum Auftrieb verhalf, allerdings auch den Waren im Innern, manchen Heldenrucksäcken und natürlich auch manchen Helden. Dies ging jedoch ohne größeren Schaden ab, doch der Tragebeutel des Magiers fiel leider aus großer Höhe hinab — und es gab ein lautes Klirr!
Entsetzen auf dem Gesicht des Adepten Kasim und auf einmal hielt er sich die Nase zu. Ein übelerregender Gestank brachte den Adeptus und Perila beinahe zur Ohnmacht, doch mit einem beherzten Schwung und den Worten: „Was habt ihr da drin, Adeptus? Ogerkacke?“ schleuderte sie den Sack ins nächste Gebüsch. Kleinlaut antwortete Kasim: „Ja, so etwas ähnliches.“
Der gute Adeptus hatte sich nämlich vor der Reise ein paar Stinktöpfchen angefertigt und diese offenbar nicht sicher genug eingepackt — naja, einen Sturz aus einigen Schritt Höhe fängt auch ein darum gewickeltes Tuch nicht einfach so ab. Das zweite Töpfchen war aber intakt geblieben und außerdem befand sich in des Magiers Beutel auch noch sein Konventsgewand und alle anderen Habseligkeiten, so dass er zweifelsohne nicht darauf verzichten wollte.
Doch der Gestank war so übel, dass Kasim beim Versuch, den Beutel aus dem Gebüsch zu angeln, sich übergeben musste (und leider wieder einmal die langen, lockigen Haare voll im Weg waren).

Mit vereinten Kräften gelang es dann, den Beutel des Magiers wieder zu bergen und die Helden setzten den Weg fort. Valpo, der erfahrene Tierfreund führte die Zügel des Gespanns, neben ihm Selinde, die Tochter des toten Kutschers. Hinten im Wagen lag der Kutscher auf dem Boden und auf den Kisten mit Ware saßen die übrigen Helden. Nur Adeptus Kasim ließ seine Beine nach hinten aus dem Wagen herausbaumeln, damit er einerseits nicht den Toten ständig anblicken muss und damit er andererseits auf seinen Beutel aufpassen konnte, der an einem langen Stecken, der am Wagen festgezurrt worden war, hinter dem Wagen herbaumelte.

Tja, und was passierte dann? Ein Überfall der Wegelagerer. Der erste Pfeil ging noch daneben, prompt kamen die Banditen aus ihrem Versteck. Madalano und Perila sprangen sofort hinten heraus und stellten sich zum Kampf, auch Valpo zog sein Schwert, aber wartete erstmal ab, ob einer der Ganoven den Kutschbock erklimmen würde.
Madalano konnte den ersten Banditen gleich überraschen, er zog magische Wurfsterne aus seiner Tasche und schleuderte sie auf den Gegner. Unter Heulen brach dieser zusammen, er hatte große Schmerzen. Valpo musste sich herunterducken, als der Bogenschütze abermals feuerte, und er verließ den Kutschbock, um den Banditen nachzusetzen, die nach hinten gelaufen waren.
Adeptus Kasim, der gerade einen HORRIPHOBUS vorbereitete, bekam auf einmal einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf und fiel aus dem Wagen. Verdammt — der Schuster hatte sich noch vorher erkundigt, ob wir uns denn auch alle unserer Haut erwehren könnten — der Verräter! Kasim rappelte sich mühsam auf, aber wurde vom Schuster ordentlich verprügelt. Perila dagegen hielt sich recht schadlos und band zwei Schurken. Madalano hatte seine beiden Wurfsterne schon verbraucht und musste jetzt sich mit einem Dolch den Angriffen eines weiteren Schurken erwehren und Valpo hatte den letzten Angreifer an der Seite des Wagens gestellt und malträtierte ihn mit seinem Langschwert. Er war der Einzige, der über nennenswerte Kampf-SF verfügte (namentlich Schildkampf, Meisterparade und Wuchtschlag), doch auf einmal bekam er einen Pfeil in den Rücken. Dank seiner eisernen Konstitution war das zwar keine Wunde, aber er musste sich etwas einfallen lassen. Also versuchte er, schnell den Gegner zu überwinden, doch der hatte das Würfelglück gepachtet: meisterliche Attacke, 16 Trefferpunkte ins Bein. Da war Valpo kampfunfähig. … … halt nein! Gerade nochmal nachgelesen, mit dem Vorteil EISERN kann man auch mit 4 LeP noch weiterkämpfen, und weil Valpos Gegner schon zwei Wunden kassiert hatte, attackierte er nochmal und schlug ihn dann auch zu Boden.
Mit dem Bogenschützen gab es ein Patt, da Valpo den gestürzten Halunken mit seinem Schwert bedrohte, doch weil sich hinter dem Wagen auf einmal Adeptus Kasim ergab und auf die Knie fiel (er hatte auch nur noch 8 Lebenspunkte), zog Valpo sich schnell zurück, bevor der Bogenschütze feuern konnte.
Perila hatte mit zwei Gegnern mehr als zu tun, aber wenigstens hatte Madalano einen Angreifer schon niedergestreckt. Der lag immer noch winselnd am Boden. Der Schuster begann, Kasim zu entwaffnen, als ihn Valpo attackierte. Perilas Gegner flüchtete, nachdem er viele Lebenspunkte und seine Waffe verloren hatte und so konnten die Helden langsam die Überzahl gewinnen, doch Valpo agierte äußerst vorsichtig, da ihn jeder gelungene Treffer in Borons Hallen schicken könnte. Da aber der Schuster auf einmal gegen Perila und Valpo gleichzeitig kämpfen musste, kam er nicht mehr zum Attackieren und ging zu Boden. Madalanos Gegner ergriff das Hasenpanier und der Bogenschütze folgte ihm.

Während also die Helden sich um Adeptus Kasim kümmerten und den Schuster befragten, ließ Perila ihren Ärger an einem der Gefangenen aus und trat ihn brutal zusammen — das haben wir leider nicht rechtzeitig bemerkt. Dieser Wutausbruch hat uns alle erschreckt, und mit kaltem Blick entgegnete Perila: „Dieses Gesindel ist doch nicht wert, dass wir sie leben lassen!“ Aber Valpo setzte sich durch, die überwundenen Gegner wurden ebenfalls in den Wagen geladen, um sie den Behörden zu übergeben.
Am Stadttor angekommen, wurden wir beinahe erstmal verhaftet, so zerschunden und blutüberströmt wie wir aussahen. Der Pfeil steckte immer noch in Valpos Rücken, da auf seine Frage: „Kann mir da jemand helfen?“ nur drei ratlose Blicke die Antwort waren. Schlimm sah auch Adeptus Kasim aus, total verdreckte Kleindung und Haare und aus mehreren kleinen Wunden blutend. Und zu allem Überfluss erklärten die Gardisten, dass die Wegelagerer kein Kopfgeld einbrächten — triumphierendes Grinsen von Perila.

Als nächstes ging es zum Medicus, der ein horrendes Geld für die Verarztung verlangte. So viel, dass Valpo sich die Behandlung nicht leisten konnte. Madalano sprang mit zwei Dukaten ein, verlangte aber einen Pfand zur Sicherheit und ließ sich nur widerwillig auf Valpos Ehrenwort ein. Er erklärte am Schlus: „Möge Phex unseren Handel segnen“, worauf Valpo nur knurrte: „und möge Peraine Euch diesen Handel verzeihen!“.
Immerhin: wenn die Helden morgen die Kurzschwerter der Halunken verkaufen, wird Valpo wohl genügend Dukaten haben, um Madalano bezahlen zu können.
Die Sitzung endete mit der Übernachtung in einem Gasthaus — angesichts der Geldbörsen aller Helden natürlich im Schlafsaal. Adeptus Kasim ließ sich aber vorher noch ein Bad einlaufen — denn so dreckig wie er war, durfte er nicht in den Schlafsaal. Ich bin auch mal gespannt, ob die Wäscherin sein Konventsgewand wieder geruchsfrei bekommt… :)
Soweit die erste Spielsitzung. Wir haben eigentlich nur die Heldenzusammenführung geschafft, ein paar charakteristische Duftmarken gesetzt, um unsere Helden den Mitspielern zu präsentieren. Auf diese Weise sind wir ganz gut reingekommen, denn bei einigen Spielern hat sich der Fokus schon sehr gedreht: den knüppelharten Kor-Geweihten müssen wir jetzt schnell aus dem Kopf löschen und ihn durch den vornehmen, aber schon etwas arg geschäftstüchtigen Madalano ersetzen — während die rüde Art des Kor-Geweihten sich am ehesten in der Schlägerin Perila wiederfindet — der Spieler hatte zuvor einen fromm gewordenen Gladiator verkörpert.
Und ganz schwierig: Aus der Kampfmagierin wurde der tulamidische Artefaktmagier. Jetzt wieder „er“ statt „sie“ sagen, besonders schwierig, wenn die Rolle halbwegs gleich geblieben ist. Aber es macht Spaß, die Leute mal in anderen Rollen zu erleben. Und so wie die Zusammenführung gelaufen ist, hatten wir schon ordentlich was zu spielen — und ich hoffe, dass das Abenteuer die Helden noch etwas stärker aneinander bindet, denn Valpo ist eigentlich ein ziemlicher Einzelgänger und Madalano sowie Perila haben wohl ein bisschen was zu verbergen.

Ganz neu war aber auch die Erfahrung, in manchen Dingen wieder völlig hilflos zu sein: z.B. den Karren aus dem Matsch zu ziehen? Ne anständige KK hatten nur zwei Helden, der Magier keinen passenden Zauber außer eben dem NIHILOGRAVO, und den hat er noch nie zu praktischen Nutzen eingesetzt. Und im Kampf erst: Valpo ist der einzige kompetente Kämpfer, Perila kann zwar mit dem Dolch umgehen, aber halt auch nur mit einem Dolch. Madalano kann halbwegs gut werfen, aber ist im Nahkampf auf Würfelglück angewiesen, genau wie Adeptus Kasim. Da waren schon sechs Halunken mit Kurzschwertern und Knüppeln eine Herausforderung.
Darauf muss man sich auch erst einmal einstellen.

Alles in allem aber eine mehr als gelungene Spielsitzung und eine vielversprechende Runde. Zu schade, dass es nur ein Lückenfüller sein wird, bis unser Königsmacher-Meister die Kampagne vorbereitet hat. Aber bis das geschieht, wird es wohl noch Herbst werden, schätze ich (der Bursche hat beruflich viel zu tun und geht ziemlich perfektionistisch an die Sache heran).

Ach ja…
Nun aber zu Diskussionsbeiträgen: Was haltet ihr von Erststufler-DSA? Lästig oder gut oder mal ganz nett? Würdet ihr in so einer Gruppe spielen wollen, wo kaum jemand kämpfen kann oder haltet ihr das für ein zu großes Hindernis bei Abenteuern? Oder auch zum Abenteuer, habt ihr das schon gespielt?

Gruß
Chris
zuletzt geändert: 26.5.2008, 23:02
27.5.2008, 12:43
Skyrock
In DSA(3) konnte ich mit Erststufenspiel nie viel anfangen — die Charaktere sind einfach zu inkompetent um irgendetwas erreichen zu können, während die LE zu hoch ist um wirklich paranoides und vorsichtiges Erststufenspiel wie in D&D vor 3.x zu erzwingen.
Entsprechend hat es bei uns zu den Konventionen gehört binnen 1-2 Sitzungen genug AP zu bekommen um auf die dritte Stufe aufzusteigen, wo der „Sweet Spot“ begann und die Charaktere in ihrem Kerngebiet halbwegs fähig waren.

Ob diese Kompetenzverteilung so in v4 noch gilt kann ich nicht sagen, und scheint ja wild zu divergieren je nachdem wie sehr man optimiert, einzelne Talente hochzieht, Vergünstigungen durch Professionspakete abgreift oder durch selbige Pakete Nachteile ohne großen Ausgleich erhält.
27.5.2008, 13:16
E-Mail – WWW
Dom
(Ich zitiere mal brutal aus den MIs, ohne ein MI-Tag zu verwenden… sollte eins nötig sein, mache ich noch eins drum)

Zitat von Chris in den MIs:

Der gute Adeptus hatte sich nämlich vor der Reise ein paar Stinktöpfchen angefertigt und diese offenbar nicht sicher genug eingepackt — naja, einen Sturz aus einigen Schritt Höhe fängt auch ein darum gewickeltes Tuch nicht einfach so ab.
Wie habt ihr rausgekriegt, dass die Stinktöpfchen schlecht verpackt waren? Meisterentscheid?

Zu den Erststüflern: Ich mag das Spiel mit unfähigen Leuten. Manchmal ist es arg frustrierend (z.B. ist mal eine ganze frische D&D3-Runde von uns gestorben, weil wir alle im ersten Kampf unsere Fortitude-Probe verkackt haben und gelähmt wurden). Gerade, dass nicht jeder alles kann, dass man manche Dinge mit Köpfchen erledingen muss — das reizt mich schon immer wieder. Leider sehen das nicht alle so.

Zitat von Skyrock:

Ob diese Kompetenzverteilung so in v4 noch gilt kann ich nicht sagen, und scheint ja wild zu divergieren je nachdem wie sehr man optimiert, einzelne Talente hochzieht, Vergünstigungen durch Professionspakete abgreift oder durch selbige Pakete Nachteile ohne großen Ausgleich erhält.
Ja, so ist es. Wer gut ist, kann aus einem DSA4-Anfängercharakter viel rausholen. Dabei fällt mir ein: Man könnte ja mal einen DSA4.x-Powergaming-Charakterbau-Wettbewerb machen. Anfängercharakter nach Regeln mit Ausrüstung für das Startkapital kaufen. Und dann mehrere Duelle auswürfeln, jeweils mit unterschiedlichen Vorgaben (z.B. drei oder fünf Duelle; unterschiedliche Startpositionen und Gelände). Damit es nicht zu viel wird, kann man die ja nach Schweizer System gegeneinander antreten lassen!
27.5.2008, 20:07
Elwin
@ Skyrock

Zitat:

In DSA(3) konnte ich mit Erststufenspiel nie viel anfangen — die Charaktere sind einfach zu inkompetent um irgendetwas erreichen zu können, während die LE zu hoch ist um wirklich paranoides und vorsichtiges Erststufenspiel wie in D&D vor 3.x zu erzwingen.
Das hat sich bei DSA 4 etwas geändert. Man kann zu Beginn seine Schlüsselfertigkeiten auf hohe Werte steigern, die unmodifizierte Erfolgschancen von 90% und mehr ermöglichen. Der Straßenwächter Valpo war in seinem Element (Tierfreund + gute Fertigkeitswerte), als er die fremden, scheuen Pferde dazu bewegen musste, den Karren voranzutreiben.
Aufgrund der Regelung mit Wunden und Kampfunfähigkeit ist es auch inzwischen recht gefährlich. Man bekommt so eine Wunde sehr schnell und dann kann man sich noch schlecher verteidigen.

Nichtsdestotrotz würde ich immer noch sagen, dass Helden ab 2000 AP anfangen, interessant zu werden, weil man (also zumindest ich) mit diesen ersten 2000 AP erst noch diverse Defizite beheben muss, ein paar Sonderfertigkeiten kauft und Talente in der Spitze wie auch in der Breite anhebt. Perila beispielsweise hatte noch keine Kampf-SF, weil die kräftig teuer waren. Aber es steht schon fest, sie holt sich schnellstmöglich sowas wie Versteckte Klinge, Finte, Ausweichen und Schnellziehen. Valpo hat zwar schon ganz gut in seine SF angelegt, aber richtig rocken wird er im Kampf auch erst, wenn er Schildkampf II erwirbt (dafür brauche ich noch etwa 800 AP). Und Adeptus Kasim hat mordsmäßig herumfeilschen müssen, um mit seinen AP halbwegs das zu bekommen, was er haben wollte.

Dass insbesondere der Magier Kasim in der Breite noch nicht gut aufgestellt war, das haben wir an der Kutschen-Episode gesehen: Er hatte noch nicht den Talentwert, um mittels ATTRIBUTO seine Körperkraft so hoch zu steigern, dass er den Karren hätte herausschieben können. Er hatte auch noch nicht genügend Punkte im HORRIPHOBUS, so dass er den Zauber verlängern musste, um die MR der Halunken auszugleichen (und in der Zwischenzeit bekam er vom Schuster den Schlag auf den Kopf) und er hatte noch nicht genügend Punkte im BALSAM, um eine Wunde heilen zu können.
Als Khunchomer Magier ist er halt vor allem Objektmagier. Er kann (wie geschehen) ein Feld der Schwerelosigkeit erschaffen, er kann Artefakte erschaffen und auch Zauber einmalig an Objekte binden, aber all diese Sachen waren bisher noch nicht wichtig.

Wie Dom finde ich es ganz reizvoll, mit solcherart unperfekten Charakteren zu spielen, weil man sich etwas einfallen lassen muss. Gerade die zuvor gespielten Helden, die Jahr-des-Feuers-Veteranen mit 12.000 AP, konnten alles, weil sie genügend Zeit und Punkte hatten, sich in allen wichtigen Dingen zu schulen. Jetzt müssen wir uns erstmal was einfallen lassen. Und das Schöne ist: je nach erlebten Abenteuern werden manche Lücken mal so und mal so geschlossen und das sorgt für eine schöne Entwicklung der Charaktere innerhalb der Runde.

@Dom:

Zitat:

Wie habt ihr rausgekriegt, dass die Stinktöpfchen schlecht verpackt waren? Meisterentscheid?
Ja/Nein-Würfel. Der SL hat entschieden, dass es auf diese Zufalls-Entscheidung ankommt, weil Adeptus Kasim seine Reise bisher recht bequem in einer Kutsche zurückgelegt hat und es für ihn keine Notwendigkeit gab, die Stinktöpfchen gegen den Fall aus zwei oder so Metern Höhe abzusichern.

Gruß
Chris
28.5.2008, 00:01
Der Mönch
Ein schöner Bericht bisher, im Gegensatz zu manchen anderen meiner Bekannten schätze ich gut geschriebene Spielberichte!

Das Abenteuer selber habe ich noch nicht gespielt, werde wohl auch nicht so schnell dazu kommen, deshalb lese ich auch munter alle MI!

Grundsätzlich mag ich die Vorstellung, besonders nach JdF, so eine Gruppe anzufangen. Neben den von euch genannten, guten Gründen ist deshalb ein weiterer wichtiger der Entspannungsfaktor.

Sich mal Gedanken darum machen, wie man nun eine Kutsche aus dem Schlamm bekommt ist wirklich was anderes als mit Königen zu verhandeln…entspannend, eben. Persönlich bin ich auch neugierig darauf zu sehen, wie dieser Charakter sich wohl noch im Laufe des Spiels entwickeln wird und wie die Gruppendynamik greift, oder eben auch nicht. Das ist bei so hochstufigen Charakteren, zumindest bei uns in der Gruppe, oft nicht mehr der Fall.

@Dom

Was ist denn das Schweizer System? (ja, bin gerade zu faul zu googlen!^^)

Soweit, Gruß vom Benjamin

28.5.2008, 06:38
E-Mail – WWW
Dom
Das Schweizer System läuft in Runden ab. In jeder Runde treten immer die gegeneinander an, die im Turnierverlauf möglichst gleiche Ergebnisse erzielt haben, aber noch nicht gegeneinander angetreten sind, d.h. der Spielplan wird erst im Laufe des Turnieres entwickelt. Das System ist für Schach gemacht worden, wird aber z.B. auch bei Magic-Turnieren oft verwendet und ist mMn gerechter als Vorrunden und dann KO-System. Letzteres hat aber den Vorteil, dass zumindest die Vorrunden geplant werden können und auch beim KO-System vieles schon vorher feststeht, so dass sich Spieler und Zuschauer darauf einrichten können.
28.5.2008, 15:58
Skyrock
Elwin:
Bei euch und eurem Optimierungsgrad ist DSA4-Erststufentum also eher mit DSA3-Drittstufenkompetenz und etwas mehr Zerbrechlichkeit als der DSA3-Erststufler ausgestattet? (Dass DSA4-Wunden häßlich sind habe ich schon gemerkt beim Antamar-Daddeln… Einer meiner Charaktere ist eine Zahorigauklerin mit Konsti 10, und wenn die nur schon zwei, drei mal einem Goblin in den spitzen Stock läuft dann hat sie noch für Tage und Wochen etwas davon.)

Damit kann ich schon eher etwas anfangen. Mit die besten Momente im Spiel sind sowieso die wo man nur begrenzte, nicht ganz passende Ressourcen hat und mit diesen improvisieren muss um seine Ziele zu erreichen. Siehe Traveller-UTP, siehe NetHack-Gepuzzle.
7.6.2008, 12:51
Elwin
Ja, Skyrock, so in etwa kannst du es Dir denken. Wobei die Charaktere nur jeweils auf ihrem Gebiet gut sind, anders als z.B. bei DSA3, wo man allein aufgrund der Steigerungsregeln schon jede Stufe sein Waffentalent angehoben hat.
Jetzt ist es eher so, dass wir ein paar Leute haben, die nur ganz miserabel kämpfen können (Madalano im Nahkampf, den Adeptus), die aber auf ihrem Gebiet es ziemlich drauf haben (der Adeptus hat in der gestrigen Sitzung schon sein erstes Artefakt gebastelt).
Dazu kommt noch, dass diejenigen, die nicht kämpfen können, zumeist auch nicht diejenigen sind, die sich Rüstungen anlegen — aber ich glaube, das wird im Laufe des Spiels noch kommen. Insbesonders Perila, die hatte zu Spielbeginn kein Geld für anständige Ausrüstung und hat sich auch noch keine Kampf-SF gekauft. Aber wenn die erstmal Finte, den Gezielten Stich und Kampfreflexe hat, geht die auch ab. Und zu ihr passt auch so etwas halb verborgenes wie ein Eisenmantel, eine Brigantina oder ein Vierlagenharnisch.
Momentan konzentriert sich aber die ganze Kampfkunst auf Valpo, der es gegen die Banditen auch gut hat krachen lassen (bis er die Meisterliche eingeschenkt bekam — da hat auch der Spielleiter kurz geschluckt: ausgerechnet der einzige Kämpfer, aber wir haben uns ja dennoch gut aus der Affäre ziehen können).

Das Vorteilssystem hilt auch zur Verstärkung der jeweiligen Besonderheiten. Perila ist ortskundig in Gareth und hat daher im Gassenwissen enorme Vorteile vor dem Adeptus, der zwar auch ganz gut im Gassenwissen ist (hat in Khunchom wohl heimlich Spielhöllen besucht), aber halt im Mittelreich fremd ist. Und Valpo ist durch Schnelle Heilung (+2 pro Regenerationsphase) und Eisern (Wundschwelle angehoben) nicht so leicht auszuschalten und ist auch schnell wieder auf dem Damm.

Wenn man seine neuen Charaktere sinnvoll zusammenstellt, dann können die schon echt was. Aber sie sind stärker auf die Gemeinschaft angewiesen als noch DSA3, weil man nicht mehr einfach auf jedes Talent würfeln kann (weil man nicht mehr alle Talente besitzt) und weil jeder Held irgendeine Schwäche hat, die auch wirklich schwach ist.

Naja, in der letzten Sitzung sind wir nicht viel weiter gekommen, wir sind von Pontius zu Pilatus gelaufen, um den komischen Onkel zu finden, aber wenn man nur einen Namen hat, dann ist es schwer in Gareth. Valpos Idee (als ehemaliger Gesetzesvertreter) war schon ganz gut: auf zum Magistrat und wenn der Typ Bürger ist, dann wird er sicherlich in der Bürgerrolle und in den Steuerlisten stehen, möglicherweise sogar mit Anschrift. Aber die Garether Beamten verdienen wohl so wenig, dass sie ordentlich geschmiert werden müssen. So viel Geld hatten wir nicht (oder wollten es nicht ausgeben).
Das auszuspielen, hat den letzten Abend in Anspruch genommen. Wir sind sehr ausführlich, was ich aber gerade zu Beginn einer Spielrunde nicht schlecht finde, weil sich so etliche Möglichkeiten ergeben, die Eigenheiten der Spielerhelden zu präsentieren. Auf diese Weise erhalten die Charaktere ein Bild, das dann für die nächsten Jahre erhalten bleibt. Daher lieber zu Beginn etwas ausführlicher.
Wir haben noch einen neuen Mitstreiter gefunden, im Traviatempel, wohin Madalano die Kleine abschieben wollte. Der Neue (offenbar ein Bettelmönch, k.a. ob geweiht oder nicht) hat ihn dann sofort zusammengepflaumt, dass er sich nicht so aus der Verantwortung stehlen solle.
Bemerkenswert (und genau so eine prägende Szene, wie ich gerade beschrieb) war dann der Dialog zwischen Perila und Bruder Egmosch:
Perila: „Also so wie ihr hier mit uns sprecht, würde ich Euch liebend gerne vor die Tür bitten, um Euch die Fresse zu polieren!“
Egmosch: „Ach, du willst raufen? Na komm, dann werd ich Dir Travias Gebote in den Schädel prügeln!“

Ohoho, der Bruder Egmosch scheint kein typisch friedfertiger Vertreter seiner Kirche zu sein. Bei dieser Entgegnung guckte auch Perilas Spieler kurzzeitig mit großen Augen aus der Wäsche.

Der riecht nach mehr Spaß, aber jetzt ist erstmal vier Wochen Pause — König Fußball regiert die Welt! Vielleicht schaffen wir es, uns an den spielfreien Tagen zwischen Viertel- und Halbfinale zu treffen, aber die liegen mitten in der Woche.

Naja, jedenfalls war es gestern wieder einmal ein toller Abend und jeder hat sich gefreut, was für neue Rollen die Mitspieler jetzt verkörpern — die letzten drei Jahre im Jahr des Feuers haben eine ziemliche Identifikation der Spieler mit ihren Helden bewirkt, davon müssen wir jetzt wieder runter.

Gruß
Chris
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