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14.10.2012, 14:39
JensN
Die Vorstellung von gut und Böse ist eine Vorstellung die unsere Kultur seit der Antike oder noch früher prägt. Jedem sollten die Ursprünge klar sein, wo dieses alte Weltbild, was aus moderner Perspektive oft stark in Frage gestellt oder zumindest sehr differenziert betrachtet wird, entspringt, d.h. wo das Rollenspiel und die frühen Fantasyautoren ihre Inspriration fanden. Doch wie ist es mit der Gesinnungsachse bei der „Rechtschaffen“ und „Chaotisch“ die beiden Pole bilden?

Genau betrachtet ist die Gegenüberstellung von „Rechtschaffen“ und „Chaotisch“ noch viel spannender als die von „Gut“ und „Böse“ (Michael Moorcock hat es auch nur übernommen).

Zu den begriffen „Rechtschaffen — Chaotisch“ können leicht andere Bezeichnungen gefunden werden, die noch treffender sind:

„Sicherheit — Freiheit“

„Orthodoxie — Wandel“

Letztgenanntes Begriffspaar findet sich in der Kirchengeschichte, wobei sich zeigt, dass Phasen der Orthodoxie und Phasen des Wandels sich immer in der langsamen Entwicklung der christlichen Kirche abwechseln. Also durchaus eine Gesetzmäßigkeit, nicht nur in der Kirchengeschichte.

„Sicherheit — Freiheit“ sind in unserer aktuellen Politik sehr Interessante Gegensätze. Durch das Internet ist mehr Freiheit möglich und gleichzeitig streben die Mächtigen nach immer mehr Sicherheit, gerade in Deutschland. Meine Meinung dazu ist klar, die Folgende, dass „Es besser ist frei und kreativ nach den richtigen Lösungen für unsere Probleme zu streben und auch Fehler in Kauf zu nehmen, anstatt möglichst wenig falsch zu machen und sich in vermeintliche Sicherheit zu wiegen. Das will ich aber gar nicht weiter ausführen, hier gehr es ja vor allem um Rollenspiel. Die Binsenweisheit ist außerdem auch hier, dass eine gute Balance gefunden werden muss und das natürlich „gemeinsam“.

Im Gegensatz zum Paar „Gut — Böse“ kann man bei den Polen „Rechtschaffen — Chaotisch“ relativ klar nachweisen, dass es diese in unserer Welt genauso gibt wie in „D&D“. Mit entwas Kreativiät lassen sich sogar gewisse Analogien zu den großen Wellen des Kondratjewschen Konjunkturzylkus ausmachen.

Interessant ist auch die Wertung, welche bei D&D vorgenommen wird, denn mit „Rechtschaffen“ werden positivere Assoziationen geweckt als mit „chaotisch“. Bei D&D4 verzichtete man sogar auf die Paare „Chaotisch+Gut“ und „Rechschaffen+Böse“ und trifft damit eine klare Aussage.

Dies ist auch eine mögliche Erklärung, warum Paladine nicht immer so beliebt sind, der chaotisch gute Robin Hood viele Fans findet und wir mitfühlen, wenn William Wallace schreit: „Freiheit!!!“
zuletzt geändert: 14.10.2012, 14:43
14.10.2012, 21:55
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Dom
Das mit der Freiheit ist so 'ne Sache. Du schreibst das so einfach: Freiheit. Und tatsächlich ist man immer von anderen abhängig, und letztendlich kann man nur durch die Abhängigkeit von Anderen und die Verlässlichkeit und Regeltreue im gewissen Rahmen frei handeln — zumindest so frei, dass der individuelle Mensch dies als Freiheit begreift. Oft genug gewinnt man (zumindest gefühlt) Freiheit, wenn man sich mehr Regeln unterwirft. Und ganz bestimmt ist man nicht frei wenn man sich nicht sicher fühlt.

Was ich sagen will: Chaos im D&D-Sinne mit Freiheit gleichzusetzen halte ich für mindestens fragwürdig, auch Sicherheit als Gegenteil zu Freiheit will mir nicht in den Sinn.

Zum Gegensatzpaar Orthodoxie – Wandel kann ich so gar nichts schreiben. Ich musste erst einmal nachsehen, was erstes überhaupt bedeutet. Und auch so verstehe ich nicht wirklich den Gegensatz.

Das, was ich an der D&D-Rechtschaffenheit als so störend empfinde, ist die sinnlose Regeltreue. Also das Verbot, sich über Regeln hinweg zu setzen — nur das Beugen und absichtliche Falschinterpretieren ist am Rande der rechtschaffenen Lehre.
Im Übrigen sehe ich vor allem das D&D-Gut vs. D&D-Böse als in der realen Welt existent. Denn diese Richtungen werden beschrieben als Egoismus vs. Altruismus oder Nächstenliebe.
15.10.2012, 13:09
JensN
Deinem ersten Absatz zur Freiheit kann ich zustimmen, d.h.:

Meine Ausführungen waren wohl doch etwas zu kurz. Der Gedanke des Gegensatzpaares „Sicherheit-Freiheit“ sollte vor dem Hintergrund von Gesetzen gesehen werden und wie sehr diese die freien Entscheidungen der Menschen einschränken. Wenn jemand sich in einem Abhängigkeitsverhälts befindet, aus dem er sich lösen könnte, ohne indirekt Bestraft zu werden (abgesehen von direkt Konsequenzen), dann stimme ich Dir zu, nicht jedoch bezogen auf Gesetze die auch etwas erzwingen können/sollen.

Natürlich gibt es trotdem viele sinnvolle Gesetze, wie auch viele unsinnige. Letztendlich kommt es auf die Lobby an.

Das Paar Orthodoxie und Wandel bezieht sich dann auf Phasen des Beharrens auf Glaubensregeln und Phasen des Erneuerns dieser. Beide wechseln sich im Laufe der Zeit ab. Werden jew. stärker bzw. schwächer.

Damit bin ich immer noch der Meinung, dass zwischen diesen Begriffen und „Rechschaffen vs. Chaotisch“ bei D&D zumindest eine Ähnlichkeit besteht, da sich alle auf Gesetze im weiteren Sinne beziehen, diese mit Gesinnung verknüpft werden und es sich jeweils um Gegensatzpaare handelt.
Das es „Gut und Böse“ im Sinne von Egoismus und Altruismus auf unserer Welt gibt sehe ich auch so, aber man kann es halt nicht beweisen, wie ich finde. Es bleibt Glaubenssache. Die Neoliberalen glauben ja z.B. dass es zum Wohle aller ist, wenn es größtmöglichen Konkurrenzkampf gibt und jeder an sich selbst zuerst denkt. Daraus machen sie kein Geheimnis.
zuletzt geändert: 15.10.2012, 13:10
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