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5.6.2007, 19:52
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Dom
Zunächst einmal: Norbert Matausch schreibt wieder :)

Und damit sind wir auch schon beim heutigen Thema: Fragebögen. Jetzt mag vielleicht einer denken: „Fragebögen? Was hat der Blogeintrag vom ursprünglichen PP&P-Autor mit Fragebögen zu tun?“ Um ehrlich zu sein: nicht viel. Aber es kommt einer drin vor, nämlich dieser hier: Fragebogen für Spielvorlieben (1). Dabei ist mir eingefallen, dass es ja noch mehr Fragebögen gibt: diesen hier (2), den da (3) und schließlich hab ich auch mal einen gemacht (4).

Alle diese sollen irgendwie dabei helfen, das Rollenspiel zu verbessern. Die Fragebögen 1+2 dienen dazu, eine konkrete Abenteuer/Kampangnen-Planung zu verbessern, Fragebögen 3+4 sind eher grundsätzlicher Natur und sollen ans Licht bringen, was für Spielstile die einzelnen Leute haben. Dabei zielt auch Fragebogen 1 in dieselbe Richtung wie 3+4, d.h. eigentlich ist 2 eine Ausnahme, weil es dort weniger um einen grundsätzlichen Spilstil des Spielers, als um konkrete Ziele des Spielers mit dem Charakter geht.

Dabei stell ich mir die Frage: Taugen die überhaupt was? Ich selber habe ehrlich gesagt noch nie wirklich einen Fragebogen ausprobiert. Als SL habe ich mir zwar Gedanken gemacht, wie die Leute wohl antworten würden, aber wirklich gefragt und beantwortet… nee. Dazu ist es nicht gekommen. Wobei, halt: In unserer aktuellen D&D-Runde haben wir Fragen ähnlich zu (2) beantwortet.

Zu den Fragebögen 1, 3 und 4: Ich habe mir auch schon öfters Gedanken darüber gemacht, was ich wohl für ein Robin-Laws-Spielertyp bin, das ist ja nach Laws Theorie und nach den Gedanken vieler Leute eine zentrale Frage und ein Grund, ob eine Spielgruppe funktioniert (oder eben nicht). Allerdings ist mir nicht wirklich klar, was ich für ein Spieler bin: Ich trete gerne mal den Monstern in den Arsch, ich spiele gerne eine Rolle aus, ich optimiere Werte, ich erzähle gerne. Das einzige, was ich wirklich nicht bin, ist der Spezialist. Ansonsten kommt es bei mir vor allem auf die Runde und auf das Spiel an. Andererseits bedeutet das, das Fragebögen 1, 3 und 4 wohl nix für mich sind, oder?

Wie siehts denn bei Euch aus? Habt ihr schonmal mit solchen Fragebögen erfolgreich gearbeitet? Und an alle, mit denen ich schonmal gespielt habe: Was bin ich denn nun für ein Spielertyp?

Ergänzung: Tsarabella wies noch auf die Fragen-an-den-Charakter-Fragebögen hin, wie z.B. diesen hier (5).
zuletzt geändert: 7.6.2007, 18:25
7.6.2007, 14:40
Tsarabella
So richtig mit Fragebögen haben wir noch nicht gearbeitet, das wäre in meinen Augen auch zu viel Zettelkram. Nun spielen wir auch nicht so viele freie Kampagnen (derzeit genau eine, wir kommen schon mit den vorgefertigten nicht hinterher), für die das ja im wesentlichen sinnvoll wäre.

Aber als ich die verlinkten Bögen betrachtet habe, ist mir das 7te See-Regelwerk wieder in den Sinn gekommen, das nicht nur routinemäßig von den Spielern die Beantwortung der „20 Fragen“ (womit DSA erst viel später angefangen hat) erwartet, sondern dem Meister auch noch ein hübsches kleines Hilfsmittelchen zur Kampagnenplanung an die Hand gibt:

Die Spieler werden aufgefordert, 100 Punkte auf die fünf grundsätzlichen Abenteuerinhalte Action, Intrige, Romantik, Erforschung und Militär zu verteilen. Schon beim simplen Zusammenzählen kann man sehen, welche ein bis zwei Motive grundsätzlich bedeutsam für die Kampagne sein sollten, und wo man lieber nur Nebenlinien für einzelne Charaktere einfügt.

Das ist hübsch simpel und ganz einfach von den typischen 7te See-Themen zu anderen Systemen konvertierbar, indem man noch andere Schwerpunkte (Horror würd' mir da spontan einfallen) austauscht oder anfügt. Ich glaube, das mach' ich mal für die anstehende Engel-Kampagne…

Überhaupt ist mir mal wieder aufgefallen, wie vorbildlich 7te See seine Spielleiter an die Hand nimmt — da wird auch nach Spielleiter- und Spielertypen unterschieden (allerdings nicht in einem Fragebogen, sonst hätte ich den hier mal gepostet) und wo deren Spielstile kollidieren oder sich ergänzen; man findet klassische Geschichtenmotive mit Beispielen aus Literatur und Film, Hinweise zu Kampagnen- und Geschichtenstrukturen, und sogar, wie man die einzelnen Vor- und Nachteile, die die Helden haben, in Abenteueraufhänger verwandelt.

Da läuft ziemlich viel über Fragen, die sich der Spielleiter stellen sollte, aber selten mal über konkrete Fragebögen (von den Zwanzig Fragen mal abgesehen — aber die sagen deutlich mehr über den Charakter aus, und nur indirekt etwas über den Spieler und seine Interessen).

Ich glaube, das Problem bei Fragebögen ist, daß sie einfach stur nach Schema F Informationen einsammeln, die dann häufig überflüssig, in anderen Fällen dafür nicht tiefgehend genug sind. Deshalb halte ich in den allermeisten Fällen ein persönliches Gespräch für deutlich wichtiger, wobei ein Fragebogen allerdings helfen kann, bestimmte Punkte nicht zu vergessen.
7.6.2007, 14:51
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Dom

Zitat:

Aber als ich die verlinkten Bögen betrachtet habe, ist mir das 7te See-Regelwerk wieder in den Sinn gekommen, das nicht nur routinemäßig von den Spielern die Beantwortung der „20 Fragen” (womit DSA erst viel später angefangen hat) erwartet
Ja, ich wusste doch, ich hab bei meiner Fragebogen-Aufzählung was vergessen — mir ist nur die ganze Zeit nicht mehr eingefallen, was das gewesen sein könnte. Ja, die 20/50/100-Fragen an den Charakter fehlen natürlich (eine Version davon gibts hier bei Daidalos).

Zitat:

Die Spieler werden aufgefordert, 100 Punkte auf die fünf grundsätzlichen Abenteuerinhalte Action, Intrige, Romantik, Erforschung und Militär zu verteilen. Schon beim simplen Zusammenzählen kann man sehen, welche ein bis zwei Motive grundsätzlich bedeutsam für die Kampagne sein sollten, und wo man lieber nur Nebenlinien für einzelne Charaktere einfügt.
100 Punkte erscheinen mir viel… trotzdem, eine hübsche Idee.

Zitat:

Ich glaube, das Problem bei Fragebögen ist, daß sie einfach stur nach Schema F Informationen einsammeln, die dann häufig überflüssig, in anderen Fällen dafür nicht tiefgehend genug sind. Deshalb halte ich in den allermeisten Fällen ein persönliches Gespräch für deutlich wichtiger, wobei ein Fragebogen allerdings helfen kann, bestimmte Punkte nicht zu vergessen.
Naja, ich selber stehe immer vor dem Problem, dass ich nicht wirklich konkret sagen kann: Jo, das gefällt mir besser als das andere. Vielmehr ist es so, dass mir vieles gefällt, wenn die Gruppe stimmt. Darüberhinaus werden Fragen selten korrekt beantwortet, insbesondere wenn man einem negativ angehauchten Punkt (z.B. Powergaming) zustimmen soll — und das wird auch ein Gespräch kaum besser klären. Daher habe ich ja auch bei meinem Fragebogen die Leute aufgefordert, einzuschätzen, wie sie dies für die gesamte Gruppe sehen.

Trotzdem kann natürlich ein Fragebogen nur eine Bestandsaufnahme sein, über die die Gruppe im Anschluss reden sollte.
7.6.2007, 21:13
Georgios
Ich denke ein oft übersehener Zweck (mancher) Fragebögen ist nicht das Einordnen eines einzelnen Spielers in irgendwelche Schubladen oder Kategorien. Viel wichtiger und sinnvoller ist das Vokabular, das man sich so ein aneignen kann.

Man kann es als Werkzeug nutzen, dass es einem ermöglicht persönliche Spielinteressen zu vermitteln und zu verbalisieren. Solange mein Gegenüber den Fragebogen ebenfalls kennt. Ohne ein solches Vokabular kann man lediglich auf erlebte Spielrunden verweisen, um zu erklären wovon man mehr will und wovon nicht.
8.6.2007, 11:35
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Dom

Zitat:

Ohne ein solches Vokabular kann man lediglich auf erlebte Spielrunden verweisen, um zu erklären wovon man mehr will und wovon nicht.
Diesen Sinn sehe ich nicht wirklich. Man kann doch den anderen Leuten auch erklären, was man gerne machen will. Eine Aussage wie „Mehr Monster zum kloppen“ kann man auch ohne Fragebögen machen.

Zugegeben: Vielleicht bringen einen Fragebögen auch auf Gedanken, was man als Wunsch überhaupt formulieren könnte.

EDIT: Schlechtschreibung
zuletzt geändert: 8.6.2007, 11:38
8.6.2007, 13:34
Georgios

Zitat:

Eine Aussage wie „Mehr Monster zum kloppen” kann man auch ohne Fragebögen machen.
Das stimmt. Eine solche Aussage ist aber auch nur bedingt hilfreich und ich habe die Erfahrung gemacht, dass kaum ein Rollenspieler nur spielt, weil er fiktive Monster mit fiktiven Waffen fiktiv verprügeln kann.

Es können dabei Dinge wie taktische Herausforderung, heldenhafte Taten oder einfach nur die Masse eines solchen Kampfes reizen. Vielleicht will der Spieler auch nur neue Fähigkeiten des Charakters ausprobieren. Das Vokabular eines Fragenbogens wird genau dann hilfreich, wenn man eben nicht auf gemeinsame Spielerfahrung zurückgreifen kann ("Mehr Kämpfe so wie der mit dem Riesen.") und wenn man feinere Unterscheidungen deutlich machen will ("Da wo der Riese so mit dem Hammer und dann die Wand wo der Zauber so drauf war und dann kamen die Flammen von unten…").

Das heißt nicht, dass man nur mit Fragebögen solche Dinge ausdrücken und vermitteln kann. Sie sind aber eines von vielen Werkzeugen mit denen man die Kommunikation verbessern kann. Wenn man sich denn in einer Situation befindet, in der die Kommunikation zwischen den Spielern verbessert werden muss.
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