Metstübchen-Logo
Erzählspiele: Wie haben sich eure Charaktere im Laufe der Jahre/Jahrzehnte verändert? (Blog) {Charakter, Spieler, Wandel, Art des Spielens}
20.1.2013, 14:43
JensN
Hallo allerseits,

wie habt ihr euch als Spieler verändert und wie haben sich eure Charaktere verändert?
Mir ist aufgefallen, dass die Art wie ich meine Charaktere spiele und baue immer wieder verändert hat:

Feste, regelm. Systeme als Spieler:

Phase 1 (93-94): DSA3
Phase 2 (95-99): SR2
Phase 3 (00-04): Vampire Dark Ages, Mage(oWoD), Cthulhu, SR2+3
Phase 4 (05-08): D&D 3.5
Phase 5 (09-12): Pathfinder, DSA4, Mage (nWoD)
Phase 6 (13-??): Labyrinth Lord

Engagement als SL:

Phase 1 (93-97): nur gespielt
Phase 2 (98-06): Selten geleitet [SR2, Vampire Dark Ages, D&D3.5]
Phase 3 (07-??): überwiegend geleitet [Cthulhu, Mage(oWoD+nWoD), nWoD-Mortals, Pathfinder]

Charakterbau:

Phase 1 (93-94): Intuitive Charakterwahl
Phase 2 (95-98): Min-Maxing und Bauen enorm vieler Charaktere
Phase 3 (99-04): wenige Charaktere mit gut ausgearbeitetem Hintergrund
Phase 4 (05-08): Min-Maxing und Bauen enorm vieler Charaktere
Phase 5 (09-12): Spielen von fast ausschließlich konvertierten alten Charakteren von vor 2003 + Min-Maxing (nur bei Pathfinder)
Phase 6 (13-??): Bauen sehr einfacher Charaktere

Spielgefühl der Charaktere:

Phase 1 (93-98): Intuitives Spielen einfach drauf los, mit viel Actionfilmgewalt
Phase 2 (99-04): Intuitives Spielen mit Charakteren die sich tief, echt und realistisch anfühlen
Phase 3 (05-09): Die Krise keinen passenden Charakter zu finden, D&D3.x-Unverträglichkeit (neue Gruppe)
Phase 4 (10-12): Intuitives Spielen der alten Charaktere aus der Zeit vor 2003 + Abflachen vieler Charaktere
Phase 5 (13-??): Intuitives Spielen mit neuem Charakter und Hack&Slay

Es ist interessant, wie deutlich man sehen kann, wie wenig ich mit D&D3.x anfangen kann. Man sollte als RPG-Vollnerd eifach keine Systeme spielen die man nicht mag, auch wenn man deswegen darauf verzichtet mit seinen Freunden zu spielen, falls diese sich in einem System festgebissen haben. Aber es hat etwas Gutes, denn so habe ich viel mehr geleitet.

zuletzt geändert: 20.1.2013, 14:46
21.1.2013, 02:24
Elwin
Wow, da hast Du bestimmt ein bisschen drüber gegrübelt, mit der Abgrenzung der Phasen und so.

Ich glaube, meine bisherige Karriere verlief in ein paar Phasen weniger.
1990-1998 ist quasi meine Jugend gewesen. Ich lernte das Rollenspiel und ich spielte in meinen zwei heimischen Runden. Keinerlei Kontakt zur Außenwelt, gewissermaßen. Dafür fast tägliche Beschäftigung mit DSA, Shadowrun und unserem Homebrew, gelegentlich GURPS.
1998 ging es für mich los mit a) Studium und b) Internet. Das hat meinen Horizont gewaltig erweitert. Im Grunde begann da auch schon (1999, um genau zu sein) mein Engagement, selbst erstelltes Material für Dritte nutzbar zu machen. Außerdem: Chat- und Forenspiel. Viel Hausregelei von Regeln, ausführliche Hintergrundgeschichten, viel Ambiente-Spiel (v.a. in den frühen 2000ern).
Ab 2004 hörte das dann schlagartig auf, weil ich das, was ich an Material produzierte, gleich offiziell verkaufen konnte. Chats und co. ließ ich bleiben, das nahm mir zu viel Zeit weg. Dafür übernahm ich eine feste Runde mit dem Jahr des Feuers.
Seit 2008/09 verstärkt Einbindung weiterer Systeme, die ich zwar nicht regelmäßig spiele bzw. leite, aber ausprobiere. Stärkere Auswahl meiner Mitspieler auf Cons (bzw. stärkere Auswahl der besuchten Cons).
Durch meinen vorübergehenden Umzug 2012 ist wieder etwas Bewegung in mein Rollenspiel gekommen, weil ich mir neue Runden suchen konnte/musste und somit mehr mit Neuem experimentieren konnte.
Und was jetzt 2013 kommt, mal gucken!

Das Abflachen der Charaktere habe ich in Sachen DSA jetzt festgestellt. Ich habe etliche Charaktere, die ich aus der frühen DSA4-Zeit noch besitze, und irgendwie ist da jetzt verstärkt die Luft raus. Ich glaube, ich kann mal wieder in größerem Stil meinen Heldenordner aussortieren — schade natürlich, weil an den meisten Charakteren schöne Erinnerungen hängen, aber das ist nun mal Vergangenheit und nicht mehr Gegenwart.
21.1.2013, 11:06
JensN
So viel musste ich da gar nicht grübeln, mir war schon länger klar, dass es in meinem Rollenspielerdasein verschiedene Phasen gibt und zum Teil recht klar abzugrenzende Brüche, die mit neuen Wohnorten oder Lebensphasen eiher gehen, wie es auch jetzt der Fall ist.

Von 93-99 habe ich auch abgeschlossen von der restlichen RPG-Welt mit meinen Gruppen gespielt.
Es zeigte sich auch ein Entwicklungsschub, weil ich 98 anfing selbst zu leiten und wir in unserer Gruppe den Spielstil weiter entwickelten. Daher kamen auch neue Systeme dazu und bei mir neue Gruppen.
Ein krasser Bruch war, als ich 2005 nur noch in einer neuen Gruppe mit anderen Studenten spielte. Diese war zwar zum Großteil aus meinen neuen Freunden in Bielefeld rekrutiert, aber wir hatten vorher nur unabhängig voneinander Rollen gespielt. Meine alte Gruppe in der Heimat bestand gegen Ende nur aus 2 Spielern + SL und wir haben sehr detailliert unsere Charaktere ausgespielt, zuletzt mit Vampire Dark Ages. Außerdem hatten wir eine über 8 Jahre dauernde gemeinsame Rollenspielsozialisation hinter uns. In Bielefeld war ich dann plötzlich in einer Gruppe von 6 Spielern + SL, mit D&D3.5, was ich vorher kaum gespielt hatte. Die Umstellung war nicht gut gelungen und ich bin damit nie wirklich glücklich geworden. Als Konsequenz daraus fing ich 2007 an fast nur noch zu leiten. Zuerst ein Jahr Cthulhu mit meinen alten Leuten aus der Heimat, dann mit neuen Gruppen. Seit Anfang 2012 spiele (und leite) ich wieder zu 80% mit meinen zwei besten Kumpels von damals. Die Unterbrechung ab 2008 nicht mitgezählt haben wir nun 12 Jahre gemeinsam Rollen gespielt — eine bessere Abstimmung der Creative Agenda kann ich mir mit keiner anderen Gruppe vorstellen. Parallel zu allem gab es noch eine oWoD-Mage-Runde von 2002 bis 2010, die sich aber nur selten traf und in der ich ab 2007 das Leiten übernahm.

Außerdem kam ab 2003 meine Brettspielleidenschaft als Hobby dazu, was 2005 noch deutlich stärker wurde, da ich anfing in einem Spieleladen zu arbeiten. Heute verbringe ich mindestens genauso viel Zeit mit Brettspielen, wie mit RPG und gebe dafür mittlerweile deutlich mehr Geld aus, gerade leider am meisten für Fahrtkosten.
zuletzt geändert: 21.1.2013, 11:19
25.1.2013, 20:12
><
Chronologisch lässt sich das nicht so genau festmachen…
DSA gespielt habe ich seit Mitte der 80er Jahre
Hack'n'Slay hatte ich damals auf dem Computer noch nicht und als Jugendliche haben wir das dann doch sehr stark im Rollenspiel ausgelebt.
Es lief wie man es eben so kennt: Charaktere hochbringen, tolle Gegenstände ansammeln, geheime Zauber lernen…
Irgendwann wurde uns dann das Hochschaukeln: tollere Helden mit besseren Waffen gegen größere Monster mit fieseren Zähnen zu viel und wir haben uns ein bisschen runterreguliert…

Die Charaktererschaffung hat damals noch nicht so viel hergemacht und somit waren die Helden auch immer ein wenig… ähemmm… plakativ…

Das änderte sich dann mit steigender Komplexität der Regeln und zunehmendem Alter…
Je komplexer die Heldenerschaffung wurde, um so mehr habe ich micht mit meinen Charakteren beschäftigt und um so dichter sind sie geworden. Wenn ich auch mit guter Übung fast eine Stunde brauche um einen Helden zu schnitzen, dann wird er irgendwie ein Teil von mir.
Das ist bis heute so und ich würde sagen, dass ich ein wirkliches Feeling für meine Charaktere eigentlich nur in DSA habe…

Anfang der 90er kamen auch einige ander Regelwerke zum Einsatz, ohne jedoch zur Regelmäßigkeit zu gelangen:
Pendragon, Shadowrun, Mers
Die Freizeit wurde leider immer knapper und der Enthusiasmus war nicht mehr bei allen vorhanden.

Mitte der 90er kam ich dann auf die DSA-Foren und das Forenrollenspiel wurde Ersatz für die immer seltener werdenden Spielrunden (mittlerweile habe ich nicht mal immer den Elan, die Ersatzdroge zu nehmen).

Irgendwann Anfang 2000 kam (mit weitestgehende anderer Besetzung) eine regelmäßige Midgardrunde zustande, die mir auch sher viel Spaß gemacht hat.
Irgendwann Mitte 2000 ist die dann leider auch zerfallen.
Zwar war hier ziemlich gutes Charakterspiel am Werke, aber auch stets wachsendes Powerlevel…

Durch das Internet, Forentreffen und die netten Leute, die ich in der Zeit kennengelernt hae, habe ich noch das ein oder andere weitere Rollenspiel kennengelernt und freue mich schon auf weitere…

Wie habe ich mich als Spieler (und damit die Charaktere) geändert?
Eigentlich nicht so sehr…
Die Heldenvielfalt habe ich schon immer geliebt und war eigentlich auch nie auf bestimmte Rollen festgelegt.
Nach einer „ernsthaften“ Phase habe ich nun schon viele Jahre hin und wieder Lust auf plakative und teils klischeehafte Charaktere. Gerade, wenn man sich selten trifft und keine Kampagnen spielt, kann man komplexere Helden nicht richtig entwickeln. Der zurückhaltende und vielschichte Magus, der erst nach und nach seinen Kern enthüllt, ist eben kein Mann für einen Spielabend…
Rein DSA-fixiert war ich noch nie und so spiele ich auch gerne „was anderes“ — nach wie vor ungern (aber auch) von der Stange.
Ein andere Diskussion bringt mich noch auf den Punkt, dass ich bei meinen Charakteren gerne darauf achte, dass sie auch irgendwie in eine Gruppe passen. Ich will nicht mit meinen Helden vor mich und für mich selbst spielen, sondern mit anderen aufs Ziel hin.

Entwicklung als Spielleiter:
Geleitet habe ich eigentlich auch schon von Anfang an und habe auch Spaß daran, die Vielfalt der NSC darzustellen. Nach wie vor kommt aber der Service-Gedanke gegenüber den Spielern oft zu kurz. Vermutlich bin ich ein ziemlich autoritärer SL mit Hang zur Illusion des freien Spielerwillens und nervigen Intrigenspielen. Vielleicht sollte ich mehr Shadowrun und weniger DSA leiten.
Ich muss zwar nicht unbedingt meine Geschichte erzählen, habe eine Vorstellung davon, wie die Welt funktioniert und die Menschen darin agieren — mit den meisten Spielern deckt sich dies Vorstellung — die anderen haben es etwas schwerer ;-)

Und sonst…
Ich liebe Regelwerke und elegante Regelmechanismen. Zusätzlich hatte ich schon immer Spaß an alternativen Welten. Wie funktionieren sie? Wie ist das Miteinander? Sind sie logisch?
Daher stehen einige Rollenspiele in meinem Schrank, die ich leider nur theoretisch kenne… doch irgendwann…

Auch hier haben gerade die Metstübchentreffen den Horizont extrem erweitert… Qin oder Deadlands würde ich ohne z. B. nicht kennen — das wäre ziemlich schade…

><, die Antwort muss also eigentlich lauten: garnicht ;-)

Erzählspiele: Wie haben sich eure Charaktere im Laufe der Jahre/Jahrzehnte verändert? (Blog) {Charakter, Spieler, Wandel, Art des Spielens}
Impressum — Datenschutz — Über das MetstübchenRSS