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DSA: [Blogs aktuell] Früher war Rollenspiel billiger (Blog) {John Wick, Nostalgie, Call of Cthulhu}
6.9.2008, 08:50
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Dom
Früher war alles besser… so sagen zumindest viele Leute. In manchen Punkten haben sie vielleicht Recht, oft sehen sie aber die Vergangenheit einfach nur verklärt. Ich selbst erinnere mich auch gerne an meine DSA1-Zeiten zurück und denke, dass die Regeledition immer noch ziemlich gut ist. Ok, es gibt ganz klar einige Schwächen — trotzdem kann man mit den Regeln (auch heute noch) prima spielen. Oder kann nur ich damit gut spielen, weil ich gute Erinnerungen an Früher habe?

Jedenfalls hat John Wick in seinem neuesten Video ein Thema aufgegriffen, welches auch immer mal wieder hochkommt, insbesondere wenn Verlage neue Regeleditionen rausbringen: Die Preisentwicklung von Rollenspielen. Er vergleicht die erste Edition von Call of Cthulhu mit der aktuellen, der sechsten. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass der Preis zwar von 30$ auf 35$ gestiegen ist, es aber heute deutlichen Mehrwert gibt. Nicht nur, dass sich die Seitenzahl vervielfacht hat, auch die Schrift ist kleiner geworden und es gibt wesentlich besseres, auf Spielinhalte abgestimmtes Material. Dazu kommen noch massenweise Illustrationen.

Damit wird auch der zweite Vorwurf entkräftet. Der lautet: Um ein heutiges Rollenspiel vernünftig zu spielen, braucht man Splatbooks ohne Ende; das Grundregelwerk reicht (im Gegensatz zu früher) nicht aus. John geht zwar auf diesem Punkt nicht mehr gesondert ein, aber es ist schon klar, dass man mit dem einen Buch sofort losspielen kann und eben nicht erst Zusatzbücher braucht.

Jetzt bin ich ja aufgrund meiner Vorgeschichte eher an DSA interessiert. Das gibt es ja auch schon seit über 20 Jahren; das erste Abenteuer-Basis-Spiel erschien 1984 und kostete so um die 40 DM. Das wären nach heutigen Maßstäben etwa 20€ und entspricht ziemlich gut den 30$ von John Wicks erster CoC-Box. Was war enthalten? Ich habe leider nie eine dieser Boxen besessen (mein Kumpel Stefan hatte die); und habe selber nur die beiden enthaltenen Bücher. Jedoch gibt Wiki Aventurica hier nähere Auskunft. Wie es sich für ein ordentliches Spiel gehört, bestand DSA nicht nur aus Regeln. In der Box war wohl zu finden:

* Das Buch der Regeln, 64 Seiten
* Das Buch der Abenteuer, 56 Seiten
* Der „Schwarze Auge“ Paravent (Meisterschirm)
* Das „Dokument der Stärke“ (mehrfach)
* Der „Plan des Schicksals“ (mehrfach)
* Das „Kampfprotokoll“ (mehrfach)
* 3 Augenwürfel (6 Seiten, weiß) und 1 zwanzigseitiger Würfel (blau oder schwarz)
* Kugelschreiber (gelb mit blauem Schraubverschluss zum Minenwechsel; starre Mine ohne Kappe)

Wir hatten die Version mit dem schwarzen Würfel. An den Kugelschreiber kann ich mich nicht erinnern. (Im Übrigen, Magnus: MK 8 ist richtig! *verbeug* MK 10 war ein „erfahrener Ork“, aber erst nach DSA2-Regeln.)

Die eigentliche Regeleinführung gab es im Buch der Abenteuer, durch ein Solo-Abenteuer. Das Buch der Regeln ist etwas verwirrend aufgebaut, aber aufgrund der „Dicke“ war das nicht so schlimm. Es gab fünf Klassen (Abenteurer, Krieger, Magier, Elf, Zwerg), dreizehn Zaubersprüche (davon sieben auch für Elfen) und sechs Monster (Ork, Goblin, Oger, Troll, Kobold und Tatzelwurm); außerdem fünf Stabzauber und zehn magische Utensilien. Weltbeschreibung gab es, außer ein paar Worten im Buch der Abenteuer, keine.

Wie sieht dagegen die moderne Version von DSA aus? Nehmen wir doch einfach mal das Das Schwarze Auge — Basisregelwerk. Zweihunderachtundachzig eng bedruckte Seiten, mit Hintergrundbeschreibung der Welt (insbesondere Andergast), zwölf Archetypen, eine flexibele Charaktererschaffungskapitel (mit dem bekannten Rasse/Kultur/Profession-Schema), recht detaillierten Kampf- und Talentregeln, ein kleines Bestiarium usw. Hier bekommt man eine Menge Material an die Hand, mit der man sofort losspielen kann, ohne sich „die typische Fantasy-Welt“ komplett selber ausdenken zu müssen.

Das ganze kostet 30€, also echte 50% mehr als die ursprüngliche Basis-Box. (Der Eiskugel-Preis hat sich in dieser Zeit übrigens locker verdreifacht). Dafür erhält man aber auch mindestens die fünffache Textmenge. Okay, keine Würfel, keinen Kugelschreiber und kein Kampfprotokoll. Das sind Dinge, die man jetzt herunterladen und ausdrucken bzw. zukaufen muss, was ich persönlich für ein Einsteiger-Produkt ärgerlich finde. Aber gut, Rollenspiele als Bücher zu verkaufen ist heute modern.
zuletzt geändert: 6.9.2008, 09:30
6.9.2008, 10:19
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RolandB
Bei Preisverglichen sollte auch die Inflation berücksichtigt werden, bei 2% auf 24 Jahre gleicht das mehr als 50% Preisanstieg aus. Das Basisregelwerk wäre also inflationsbereinigt genau so teuer wie die alte Basisbox.
John Wick macht die gleiche Rechnung alle paar Jahre auf, es kommt immer das gleiche dabei raus. Rollenspiele werden zwar teurer, dafür steigen aber Umfang und Qualität. Und wer's preiswerter haben will, findet gute Spiele für wenig Geld an jeder Ecke.
6.9.2008, 10:26
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Dom
Jupp. Deswegen mein Eiskugel-Hinweis. Ansonsten entsprechen 2% Inflation pro Jahr einer Preissteigerung von etwa 60,8% in vierundzwanzig Jahren.
6.9.2008, 13:42
Sven
Ja, ist schon etwas seltsam, dass mit den Preisen auf dem Rollenspielmarkt. Aber irgendwie sind da die Verlage selbst schuld.
6.9.2008, 15:29
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kirilow
Liebe Metsäufer,

dass Rollenspiele im Verhältnis zu den Gestehungskosten und der geringen Auflage eigentlich recht billig sind, ist ja nicht unbekannt. Ryan Dancey hält den Markt ja zudem für wenig preiselastisch, also billiger verkauft sich nicht wesentlich besser.

Für mich, der ich aus verschiedenen Gründen selten Rollenspielprodukte kaufe, liegt das Problem mit dem empfundenen hohen Preis auch an der Darbietungsform. Mir jedenfalls machten die alten Boxen, wo man einen Schatz wunderbarer und unnützer Dinge auspacken konnte, viel mehr Spaß. Heute kauft man sich ein hässliches Buch, was dann, im Verhältnis zu Bücherpreisen, so günstig nicht ist: Keine Würfel, keine Heldenbögen, kein Schnickschnack. (Der Grund, die geringere Mehrwertsteuer für Bücher, ist mir durchaus bekannt — ich mag Boxen nur lieber.)

Eine Sache, die mir vor kurzem bei einem Gespräch mit Dirk R. nach der Odyssee bewusst wurde: Es ist ja auch interessant, dass die Do-It-Yourself-Mentalität der Rollenspielszene dazu geführt hat, dass Heldenbögen, Pläne des Schicksals u.ä. entweder gar nicht einzeln verkauft werden oder, so es sie denn gibt, nicht gerade begeistert aufgenommen werden.
Kniffel-Blöcke, die man in zwei Minuten selber aufmalen kann, verkaufen sich hingegen hervorragend.

Meine beste Rollenspiel-Kauferfahrung (Was des Preis-Leistungs-Verhältnis angeht) war jedenfalls die DSA-Magiebox mit Codex Cantiones, Mysteria Arcana und dem Regelbuch. Ein Fantastischer Haufen Material und zum Glück in mehreren Büchern. (Leider kein Würfel)

Nur ein paar Gedanken zum Thema.

Viele Grüße
kirilow
zuletzt geändert: 6.9.2008, 16:47
6.9.2008, 15:50
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Dom
@Sven: Wieso sind die Verlage selbst Schuld?

@kirilow: Ja, Boxen finde ich auch toll. Gerade mit Würfeln und Charakterbögen und insbesondere, wenn es sich um ein Grundregelwerk handelt. Dann will ich nämlich nicht erst Zeug drucken, sondern am Besten gleich Lesen und Spielen :)
7.9.2008, 14:19
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Dennis
Vor allen Dingen das Internet hat uns doch eine Schwemme von (teils recht guten) freien oder zumindest kostenlosen Rollenspielen wie „Degenesis“ oder neuerlich „Ratten!“ beschert. Dass die Neuauflage von z.B. DSA ziemliche Geldschneiderei ist und sich nicht an den Schüler-P&P-Tisch richtet, dürfte auch klar sein. Und offensichtlich werden die Preise bezahlt — also regelt das doch der Markt, oder nicht?
7.9.2008, 14:50
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Dom
Dennis, das kapiere ich jetzt nicht.

Zitat:

Dass die Neuauflage von z.B. DSA ziemliche Geldschneiderei ist und sich nicht an den Schüler-P&P-Tisch richtet, dürfte auch klar sein.
Wie kommst du darauf? Gerade mit einem Auge auf das Eingangsposting solltest du deine Aussage mal erläutern.
7.9.2008, 17:44
reinecke

Zitat von kirilow:

Ryan Dancey hält den Markt ja zudem für wenig preiselastisch, also billiger verkauft sich nicht wesentlich besser.
Da würd ich noch gern mehr drüber hören!

Denn Savage Worlds mit seinen 10$/€ Preis fürs Buch, wo man sich zwar ein Setting ausdenken muss, dafür dann aber auch JEDES Setting damit spielen kann, beeindruckt mich schwer.
Zumal es ja auch eine nicht zu unterschätzende Fangemeinde hat.
Und mMn besser für die Kreativität ist, als DSA und Co.
Aber die Behauptung, dass es sich trotzdem nicht besser verkauft, würde ich glauben, wenn auch mit klitzekleinem Vorbehalt.
7.9.2008, 18:07
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RolandB
Mit der Savage Worlds Explorers Edition haben viele Händler und der Verlag gute Erfahrungen gemacht. Allerdings ist SW in der ExEd eine Kombination von niedrigem Preis und auf die Zielgruppe zugeschnittenem Konzept, und hat so seine Nische erobert.
Ob man mit den D&D Core Rulebooks für je 25$ mehr Umsatz und Gewinn machen könnte, als mit denen für 35$, halte ich für fraglich.
zuletzt geändert: 8.9.2008, 10:12
8.9.2008, 13:16
rillenmanni

Zitat von Dom:

(Im Übrigen, Magnus: MK 8 ist richtig! *verbeug* MK 10 war ein „erfahrener Ork“, aber erst nach DSA2-Regeln.)
Ha! Ha! HA!
Orks MK 8, Goblins MK 6 — das waren die Verhältnisse der 80er Jahre. Und der Grund, weshalb ich die 8er und 6er Reihe so gut kann.

Aber mich so zu erschrecken …

Und zum Thema: Die Befähigung zur Spielfähigkeit ist heutzutage in der Tat im Verhältnis nicht teurer zu erwerben als in den 80ern. Lust und Last der heutzutage ist die Fülle an zusätzlichem Material.
22.10.2008, 12:00
Fiana
Nunja, wenn die DSA Regelwerke in Buchform im Vergleich zu anderen Büchern so teuer sind, was ich übrigens für nicht richtig halte, dann heißt das im Umkehrschluß aber auch das die DSA 1-Basisbox der 80'er gnadenlos überteuert war und trotzdem reißenden Absatz fand.

Für mich ist der Preisunterschied beim Rollenspiel drastisch gestiegen und zwar zum geringsten anteil wegen der Schwemme an Material dass mir die Verlage anbieten. Das Catering ist schuld. Früher gabs Saft aus Mamas Kühlschrank und 'ne Packung Chips. Heute werden in der Pause beim Italiener die überbackenen Tortellin al Forno mit Salat bestellt. Auf dem Tisch stehen diverse Getränke aus eigener Tasche bezahlt und manchmal auch ein bißchen Knabberzeug. Wir wohnen nicht mehr alle 150m voneinander weg und ich verprasse nochmal ein paar Euro fürs Benzin.

Dann kauft man sich noch einen schönen Würfelbecher und seinen Charakter überträgt man in ein schönes Büchlein von Paperblanks.

Rollenspiel 1-2x im Monat und am Ende des Jahres habe ich für mein Hobby alles in allem 300-400 Euro ausgegeben und das sogar ohne ein Problem damit zu haben.

Die Preise für das Basisspiel sind durchaus vergleichbar, aber es gibt eben wesentlich weniger Spieler und nur ein marginaler Anteil spielt nur mit dem Basisregelwerk. Meines Erachtens sind aber die Aussenbindungen mittlerweile viel teurer als damals als wir Kinder waren und eben auch die Ansprüche. Für Kinder ist das Basisregelwerk jedoch ohnehin nicht mehr gut geeignet, also ist der vergleich in allen Belangen schwierig. Dazu ist das Werk zu komplex und der Einstieg zu schwierig.
24.10.2008, 14:09
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Farnir
Die Basis-Box kostet damals 29,90 DM. Den Beleg habe ich sogar noch irgendwo *schwelg*
25.10.2008, 10:06
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Dom
Echt? Das ist günstig. Ich hatte tatsächlich ca. 39,90 DM im Kopf und habe nach einigen Recherchen im Netz eben jenen Betrag auch gefunden.
29.10.2008, 01:49
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Farnir
Dann muß ich mal suchen gehen :) Ich entsinne mich noch, daß der Preis nicht einheitlich war; ich glaube, auf die Boxen gab es keine Preisbindung.
8.1.2009, 20:13
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Dom
Zum Kotzen mit dem Spam.
8.1.2009, 22:23
><
„Billig“ ist für die wohl ein gutes Stichwort…

><, dem immernoch ein Rätsel ist, warum sich sowas lohnt
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