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Erzählspiele: [Abenteuer. #2] Rezension (Blog) {Abenteuer., Rezension, Fantasy, Scinence Fiction, Western, DSA, Traveller, Labyrinth Lord, Legends of Middle-Earth}
24.1.2009, 06:52
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Dom
Schon seit über einem Monat liegt die zweite richtige Ausgabe von Abenteuer. bei mir zu Hause. Das Heft umfasst insgesamt 86 Seiten und kostet — inklusive Versand — vier Euro (vom Handy und per PayPal etwas teurer). Das ist etwas mehr als beim letzten Heft; da hatte der Redaktor Harald aber noch einen Initial-Zuschuss zur Verfügung, der den Preis nach unten gedrückt hat. Ohne Werbung ist wohl für ein Printprodukt in dieser Auflage und Qualität kein geringerer Preis zu machen.

Entsprechend des Abenteuer.-Konzeptes sind die Artikel wieder bunt gemischt und (fast) alle am Spieltisch direkt brauchbar. Wieso fast? Weil dieses Mal das Heft mit einem Editorial vom Redaktor und Herausgeber Harald Wagener beginnt. Ganz nach Art des 'Zines ist auch dieses von zwei Gutachtern gegengelesen und für gut befunden worden. In dem kurzen Artikel beschreibt Harald, worum es bei Abenteuer. geht und wie das Peer-Konzept funktioniert.

Zum Thema Fantasy findet man in dieser Ausgabe ganze fünf Artikel, jedoch von sehr unterschiedlicher Art. Der vergessene Tempel des Thaxon ist ein sehr kurzes Labyrinth-Lord-Dungeon-Abeneuer von Moritz Mehlm. Mir kommt es etwas sehr simpel vor; okay, die Kämpfe sind vielleicht herausfordernd, jedoch das Drumherum könnte für meinen Geschmack interessanter gestaltet sein.

Bei Trolle auf der Wetterspitze handelt es sich um ein Abenteuer in der Welt von J.R.R. Tolkien für das Rollenspiel Legends of Middle-Earth. Geschrieben wurde es von Clemens Meier. Es ist ein amüsamt zu lesender Text, der mir manchmal etwas zu sehr abschweift. Inhaltlich dreht es sich — wer hätte es gedacht — um ein paar Trolle auf der Wetterspitze. Um genau zu sein, um eine kleine Streitmacht von Trollen, die zusammen mit ein paar Menschen und Orks Arnor erobern wollen. Das wissen die Spielercharaktere hoffentlich zu verhindern…

Der dritte Fantasy-Artikel ist eine Regelergänzung für DSA: Aventurischer Seehandel. Daniel Hanowski hat sich tiefgehende Gedanken darüber gemacht, wie man Seehandel spielbar machen kann. Dafür hat er ein siebenstufiges Verfahren entwickelt von der Bestimmung der Marktgröße, über die verfügbaren Waren, den Kauf und schließlich bis zum Verkauf. Die Ideen lassen sich recht problemlos auf andere Fantasy-Welten übertragen, so dass einem Handels-Szenario nichts mehr im Weg steht.

Versucht sich der DSA-Handelsartikel an der Realität zu orientieren, so ist Allsegeln für Anfänger von Jakob Sobe ein Beispiel für die fastastische Art der Fantasy. Der Artikel ist teilweise etwas sperrig geschrieben, bietet aber inhaltlich einen wirklich tollen Hintergrund: Gnome haben das Segeln im Weltall erfunden — neben den Möglichkeiten zur Fortbewegung und dem Überleben im Weltall gibt es eine kurze Beschreibung von bewohnten Asteroiden und Welten. Zuletzt enthält dieser Artikel außerdem noch ein Abenteuer, dass die Allsegelei thematisiert. Sehr schön!

Als fünftes gibt es mit dem Orden des heiligen Besitzes ein schräges Fantasy-Abenteuer, dass auch auf Terry Pratchetts Scheibenwelt einen Platz finden könnte. Nach einer kurzen Beschreibung einer seltsamen Religion gibt es noch ein dazu passendes Abenteuer, bei dem die SC mit einem Orden dieser Religion in Kontakt kommen. Sie werden von einem Mitglied des Ordens ganz schön auf den Arm genommen — und wenn sie es dann merken, ist es fast schon zu spät! Wie ernst sich der Autor Christian Buggedei selbst mit seinem Text nimmt, kann man schon alleine daran sehen, dass das Ordensoberhaupt als „Chuck Norris“ beschrieben wird und die Karte mit einem Dungeon-Zufallstool erstellt wurde.

Es gibt neben diesen Fantasy-Aufsätzen noch zwei weitere; einen zum Thema Science Fiction und einen zum Thema Western. Beim SciFi-Artikel handelt es sich um eine detaillierte Ausarbeitung des Raumschiffe Die gefiederte Kralle, von der nur insgesamt elf Stück gebaut wurden. Mit Kabinenbeschreibungen, Übersichtskarten und genauer Zusammensetzung der Kosten ist dies ein vorbildlich ausgearbeitetes Raumschiff nach Mongoose/13Mann-Traveller-Regeln, das man ohne weitere Arbeit zu investieren im Spiel nutzen kann. Hier hat Tobias Deißler ganze Arbeit geleistet.

Der Artikel Little Rapids 1878 von Stefan Bohnsack beschreibt eine (Western-)genreübergreifende Stadt, die genügend Stoff bietet um nicht langweilig zu sein aber zu wenig, um wirklich alle Western-Klischees zu bedienen, was der Stadt einen eigenen Charakter gibt. So passt diese Stadt auf jeden Fall hervorragend zu Western City von Jörg Dünne, aber ist für Dogs in the Vineyard moralisch zu flach. Was mich beim Lesen etwas irritiert hat, ist die Tatsache, dass Schafe offenbar kein Vieh sind. Davon abgesehen findet man gute Anregungen für Konflikte für interessantes Rollenspiel in der Stadt.

Fazit:

Abenteuer. #2 bietet knapp achzig A5-Seiten Material, dass wirklich am Spieltisch benutzt werden kann und präsentiert es in einem übersichtlichen Layout. Leider leiden unter der geringen Seitengröße an machen Stellen Tabellen und Karten — die wichtigsten können aber aus dem Internet heruntergeladen werden. Wer eine bunte Zeitschrift erwartet, tonnenweise Rezensionen oder Kaufempfehlungen, ist hier falsch. Wer Anregungen für sein Spiel sucht, goldrichtig.

Zu bekommen ist das gute Stück direkt auf der Webseite des Fanzines oder bei mir (ich bringe ein paar Exemplare mit zu den Cons).
zuletzt geändert: 24.1.2009, 08:19
25.1.2009, 01:25
Greifenklaue
Schöne Rezi — hab gerade selber heute endlich mal gelesen. Little Rapids fand ich klasse konfliktreich, auch sehr schön die angehängten Adventure Hooks. Bei der Gefiederten Kralle waren mir die technischen Zeichnungen arg unraumschiffig, gut dass es noch eine Skizze gab, da hatte ich dann doch ne Vorstellung…
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